Coronavirus: Was die Forschung inzwischen über Covid-19 weiss

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Bern,

Ende 2019 sorgte das Coronavirus erstmals für Schlagzeilen – heute bestimmt es unseren Alltag. Was wir inzwischen über den neuartigen Erreger wissen.

Coronavirus
Ein Wissenschaftler mit einem Coronavirus-Test nahe der iranischen Hauptstadt Teheran. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ende Dezember wurden die ersten Corona-Fälle in China gemeldet.
  • Zu diesem Zeitpunkt konnte der Erreger noch nicht identifiziert werden.
  • Nun ist der Wissensstand ein ganz anderer – doch einen Impfstoff gibt es noch immer nicht.

Coronaviren sind grundsätzlich nichts Neues. Einige von ihnen verursachen ganz normale Erkältungen. Andere Versionen können tödlich sein: Die Lungenkrankheiten Sars, Mers und nun Covid-19. Was weiss die Wissenschaft fünf Monate nach dem Ausbruch über die Krankheit?

Woher kommt das Coronavirus?

Inzwischen ist es fast sicher, dass es tatsächlich Fledermäuse waren, die das Coronavirus als erste in sich trugen. Die Tiere besitzen eine ausgesprochen resistente Immunabwehr.

Das führt dazu, dass die Viren, die sie befallen, äusserst aggressiv werden. Gelangen sie an andere Säugetiere, kann das fatale Folgen haben – wie sich in der nun herrschenden globalen Pandemie zeigt.

Coronavirus
Ein Marktstand in der chinesischen Provinz Guangdong. Das Coronavirus fand seinen Ursprung in einem Wildtiermarkt in Wuhan. - Keystone

Die chinesischen Behörden meldeten der WHO das Auftauchen eines unbekannten Erregers erstmals am 31. Dezember 2019. In der Stadt Wuhan seien im Dezember mehrere schwere Fälle von Lungenentzündungen aufgetreten.

Als Ursprungsort wurde bald der Fisch- und Wildtiermarkt in Wuhan identifiziert. Der Virologe Edward Holmes von der Universität Sydney vermutet: «Das Virus wurde wohl von einer Fledermaus auf ein anderes Tier übertragen. Dieses Tier wiederum war wahrscheinlich in Kontakt mit einem Menschen.»

Interagiere das Tier dann mit einem Menschen, sei die Wahrscheinlichkeit gross, dass dieser sich ebenfalls infiziere. «Dann geht die Person nach Hause und verbreitet es weiter – und so kommt es zum Ausbruch.»

Wie wird die Krankheit übertragen?

Das Virus wird übertragen, wenn eine angesteckte Person Wassertröpfchen, die Covid-19 enthalten, ausstösst – etwa beim Husten oder Niesen. Die befallenen Partikel werden von anderen eingeatmet und geraten mit den Zellen in Kontakt, die Rachen und Kehlkopf auskleiden. Diese Zellen verfügen über eine grosse Anzahl Rezeptoren.

Das Virus besitzt ein Oberflächenprotein, das dafür geschaffen ist, sich an diese Rezeptoren anzubinden. So gelangt seine RNS ins Zellinnere, wie der Virologe Jonathan Ball von der Universität Nottingham gegenüber dem «Guardian» erklärt.

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Eine Marktbesucherin in Genf trägt eine Schutzmaske. Das Coronavirus verbreitet sich durch Tröpfcheninfektion. - Keystone

Dort macht sich der Eindringling den Replikationsmechanismus der menschlichen Zelle zunutze und kopiert sich selbst mehrere Male. Mit dem Verlassen der Zelle verbreitet sich das Coronavirus im Körper. Schliesslich wird es von den vom Immunsystem erzeugten Antikörpern angegriffen. In den meisten Fällen wird so verhindert, dass die Verbreitung fortschreitet.

Das ist auch das Erfolgsrezept des Coronavirus: «Eine Infektion mit Covid-19 verläuft in der Regel milde. Viele bemerken gar nicht, dass sie infiziert sind», so Ball. Deshalb würden sie nicht Zuhause bleiben und etwa bei der Arbeit und im Supermarkt andere anstecken.

Deshalb kann Corona tödlich sein

Problematisch wird es, wenn das Coronavirus die Lunge infiziert. Viele Zellen werden zerstört und übrig gebliebenen Zellteile verstopfen die Lunge. Ist das der Fall, muss der Patient auf der Intensivstation behandelt werden.

Im schlimmsten Fall kann das menschliche Immunsystem überreagieren und die Viren in die Lunge locken, um sie dort anzugreifen. Das führt zu Entzündungen, die durch das weitere Einströmen von Antikörpern noch verschlimmert werden. Unter Umständen endet dies tödlich.

Ist man nach der Genesung immun gegen die Krankheit?

Personen, die von einer Infektion mit dem Virus genesen sind, sind, soweit bekannt ist, von einer erneuten Erkrankung geschützt. Bei genesenden Patienten lässt sich eine hohe Anzahl neutralisierender Antikörper im Blut feststellen.

Sie werden vom Immunsystem geschaffen und verhindern, dass die Viren in Körperzellen eindringen können. Allerdings besteht die Immunität nicht lebenslänglich. Man geht davon aus, dass sie nur ein bis zwei Jahre lang anhält.

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Ein vom Coronavirus genesener Patient bei der Blutentnahme in Italien. - Keystone

Das bedeutet auch, dass wir das Coronavirus nicht mehr so schnell loswerden. Nach Angaben von Experten soll aber ein Impfstoff in wenigen Monaten bereit sein.

Ein Lichtblick am Ende des Tunnels: Das Virus ist in seiner jetzigen Form sehr erfolgreich. Deshalb verändert es sich vergleichsweise langsam, was die Herstellung eines Impfstoffs erleichtert.

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