Der virtuelle Lektor

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Neu gibt es ein Programm, das entscheiden soll, ob ein Buch das Potenzial zum Bestseller hat. Werden die Starautoren von morgen also von Computern entdeckt?

Stapelweise Buchideen und Manuskripte landen bei den Verlagen. Eine künstliche Intelligenz soll nun bei der Auswahl helfen. Bild: iStock
Stapelweise Buchideen und Manuskripte landen bei den Verlagen. Eine künstliche Intelligenz soll nun bei der Auswahl helfen. Bild: iStock - Community

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine künstliche Intelligenz namens Lisa soll Verlagen helfen, Bestseller zu erkennen.
  • Das Programm analysiert Texte nach Kriterien wie Stimmung, Spannungsverlauf oder Wortwahl.
  • Zurzeit hat Lisa 70 Prozent Treffsicherheit. In Zukunft soll es den Zeitgeist und aktuelle Trends miteinbeziehen.

Bevor «Harry Potter» zum Hit wurde, lehnten reihenweise Verlage das Manuskript des ersten Bandes ab. Das war ärgerlich für die Autorin, aber im Nachhinein noch ärgerlicher für die Verlage. Nun soll eine künstliche Intelligenz namens Lisa bei der Buchauswahl helfen. Lisa – das steht für «Literatur Screening und Analytics» – soll den Verkaufserfolg von literarischen Werken voraussagen.

In wenigen Sekunden analysiert das Programm Texte nach bestimmten Kriterien. Zum Beispiel die im Text vorkommenden Themen, die Stimmung, den Spannungsverlauf oder die Wortwahl. Zuerst muss Lisa aber mit Tausenden Werken, deren Verkaufserfolg bekannt ist, trainieren. «So lernt die Maschine immer besser, was Erfolg verspricht und was nicht», sagt Ralf Winkler, Mathematiker und Mitgründer der deutschen Startup-Firma Qualifiction, die Lisa vertreibt.

Schwierig: Den Zeitgeist miteinbeziehen

Derzeit hat Lisa laut Winkler eine Treffsicherheit von 70 Prozent. Das bedeutet, von 100 Büchern – bestehend aus 50 Bestsellern und 50 Verkaufsflops – erkennt Lisa 70 Bücher zutreffend als erfolgreich oder nicht erfolgreich. Mit jedem weiteren Buch, das Lisa analysiert und bewertet, nimmt ihre Treffsicherheit zu.

Allerdings: Lisa lernt nur aus der Vergangenheit. So werde nicht berücksichtigt, dass sich der Geschmack von Lesern ändern oder eine neue Lesergruppe hinzukommen könnte, sagt Oliver Bendel, der an der Fachhochschule Nordwestschweiz zu Maschinen- und Informationsethik forscht. «Besser wäre es, das System würde Trends erkennen.»

Auch das soll Lisa in Zukunft schaffen. Die Qualifiction-Forschenden wollen ihr beibringen, den Zeitgeist, aktuelle Geschehnisse und Trends in die Analyse mit einzubeziehen. Doch das sei schwierig, sagt Winkler. «Würde zum Beispiel heutzutage ein Buch wie «Harry Potter» noch funktionieren, wo es inzwischen ganz viele «Harry Potters» gibt?» Solche Fragen in die Einschätzung von Lisa miteinzubauen, daran arbeitet das Qualifiction-Team noch.

Derzeit können ausschliesslich Verlage Lisa nutzen, natürlich gegen Bezahlung. Welche davon bereits mit Lisa arbeiten, wollte Winkler nicht verraten.

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