Euclid-Mission soll Rätsel um Dunkle Materie lösen
Am ersten Juli startet das Euclid-Teleskop in den Weltraum. In den kommenden sechs Jahren soll die Mission die bislang grösste und genaueste 3-D-Karte des Universums erstellten. An der Mission beteiligt sind auch Schweizer Institutionen.
Das Wichtigste in Kürze
- «Wir sind sehr gespannt, ob beim Start alles gut geht», sagte Martin Melchior von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Der Start ist für den Forscher ein grosser Schritt: Seit dem Jahr 2010 ist er an der Vorbereitung der Euclid-Mission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) beteiligt.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen mit dem neuen Teleskop eine Karte des Universums erstellen, zusammengesetzt aus Milliarden von Galaxien, die bis zu zehn Milliarden Lichtjahre entfernt sind.
Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen hat Melchior die Software-Infrastruktur entwickelt, die das Management und die Verteilung der Daten über ein weltweites Datennetzwerk ermöglicht. «Ich hoffe, dass auch nach dem Start alles robust läuft und es nicht allzu viele Feuerwehrübungen gibt», sagte Melchior.
Bei der Mission geht es um unglaubliche Datenmengen. «Euclid selbst wird rund ein Petabyte Daten zur Erde schicken», sagte Melchior. Das ist aber bei weitem nicht Alles an Daten, das anfallen wird. Die Euclid-Daten werden mit Daten anderer Missionen verknüpft, teilweise werden Kopien erstellt und und auch bei der Verarbeitung entstehen weitere Daten. «Insgesamt rechnen wir mit 150 Petabyte an Daten», so Melchior weiter. Das entspricht knapp 12 Millionen Jahren Videos in HD-Qualität. Oder dem Dreifachen aller von Menschen je geschriebenen Werke in allen Sprachen.
Aus diesen Daten erhoffen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Erkenntnisse über die Dunkle Materie ablesen zu können. Es ist bekannt, dass dunkle Energie die Expansion des Universums beschleunigt und dunkle Materie die Formation kosmischer Strukturen beeinflusst – doch was dunkle Energie und Materie genau sind, ist immer noch ein Rätsel. Das Ziel der Mission ist es, zu verstehen, wie das Universum sich in den letzten 10 Milliarden Jahren entwickelt hat.
Neben der FHNW sind aus der Schweiz auch die Universität Zürich (UZH), die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL) und die Universität Genf (Unige) beteiligt. Insgesamt sind an «Euclid» rund 2000 Ingenieurinnen und Ingenieure, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 200 Forschungsinstituten in 15 Ländern beteiligt. Es ist laut der ESA das grösste astronomische Konsortium in der Geschichte.
Ursprünglich hätte «Euclid» mit einer russischen Sojus-Rakete starten sollen. Wegen des Kriegs in der Ukraine wurden die Raumfahrtkooperationen zwischen Europa und Russland jedoch im März 2022 abgebrochen. Nun wird das Teleskop an Bord einer Space-X-Rakete ins Weltall gebracht.