Genetisch veränderter Reis bekämpft Vitamin-B1-Mangel
Ein Forschungsteam aus der Schweiz und Taiwan hat vitaminreichen Reis entwickelt, der dank seines Vitamin-B1-Gehalts Gesundheitsprobleme lösen könnte.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Forschungsteam entwickelt Reis mit höherem Vitamin-B1-Gehalt.
- Die Wissenschaftler erzeugten eine genveränderte Reissorte.
- In einigen Regionen der Welt könnte dies dazu beitragen, Gesundheitsprobleme zu lösen.
Forschende aus der Schweiz und Taiwan haben Reis mit erhöhtem Vitamin-B1-Gehalt entwickelt. In Regionen, in denen Reis das Grundnahrungsmittel ist, kann dies dazu beitragen, grosse Probleme der öffentlichen Gesundheit zu lösen. Das schreiben die Forschenden in der Zeitschrift «Biotechnology Journal».
Die meisten Vitamine können vom menschlichen Körper nicht selbst hergestellt werden und müssen über die Nahrung zugeführt werden. Bei Menschen, die sich hauptsächlich oder sogar ausschliesslich von Getreide wie Reis ernähren, kommt es zu zahlreichen Mangelerscheinungen. Das gab die Universität Genf (Unige) am Donnerstag bekannt.
Dies gilt insbesondere für Vitamin B1, dessen Mangel zu zahlreichen Erkrankungen des Nerven- und Herz-Kreislauf-Systems führt. Reiskörner haben einen niedrigen Vitamin-B1-Gehalt und durch die Verarbeitungsschritte wird dieser noch weiter reduziert.
Das Labor von Teresa Fitzpatrick am Departement für Pflanzenwissenschaften der Unige versuchte, den Vitamin-B1-Gehalt im Nährgewebe des Reises zu verbessern. Dies in Zusammenarbeit mit einem Team der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und der National Chung Hsing University in Taiwan.
Frühere Biofortifikationsversuche anderer Teams hatten den Vitamin-B1-Gehalt der Blätter und der Kleie erhöht, nicht aber den des verzehrfertigen Reiskorns.
Die Forschenden erzeugten eine genveränderte Reissorte mit eingelagertem Vitamin B1 im Nährgewebe. Nach dem Anbau im Gewächshaus, der Ernte und dem Polieren der Reiskörner stellten sie fest, dass der Vitamin-B1-Gehalt erhöht war.
Ergebnisse aus Taiwan
Die Linien wurden dann auf einem Versuchsfeld in Taiwan ausgesät und mehrere Jahre lang angebaut. Aus agronomischer Sicht waren die analysierten Merkmale zwischen den veränderten und den unveränderten Reispflanzen gleich. Die Pflanzenhöhe, die Anzahl der Halme pro Pflanze, das Korngewicht oder auch die Fruchtbarkeit sind durchaus vergleichbar.
Im Gegensatz dazu: Der Vitamin-B1-Gehalt in den Reiskörnern nach dem Polierschritt in den veränderten Linien ist um das Drei- bis Vierfache höher. Eine Schale Reis von 300 Gramm aus dieser Züchtung erreicht somit etwa ein Drittel der empfohlenen Tagesdosis an Vitamin B1 für einen Erwachsenen.
Die Wissenschaftler wollen diesen Ansatz auch bei kommerziellen Sorten verfolgen. Bevor sie angebaut werden können, müssen jedoch noch einige regulatorische Schritte in Bezug auf die gentechnische Biofortifikation unternommen werden, so die Unige.