Jedes dritte Brustimplantat muss entfernt werden
Das Wichtigste in Kürze
- In den USA laufen Sammelklagen gegen den Implantate-Hersteller Allergan.
- Die US-Heilmittelbehörde FDA will mit einer Checkliste auf die Risiken aufmerksam machen.
- Die Schweizer Heilmittelbehörde schiebt die Verantwortung auf die Produzenten ab.
Jährlich lassen sich tausende Frauen Brustimplantate einsetzen. Welches Risiko ein solcher Eingriff mitbringt, ist ihnen oft nicht bewusst.
Gegen den Implantate-Hersteller Allergan laufen in den USA zurzeit Sammelklagen. Es besteht der Verdacht, dass ein bestimmter Implantat-Typ des irischen Pharmaunternehmens einen seltenen Krebs erzeugen kann.
Laut der Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic wurden bisher vier Fälle gemeldet. In Europa soll es über 300 geben. In Facebook-Gruppen klagen immer mehr Frauen mit dem Typen Probleme zu haben und vor ihrer Operation nicht richtig aufgeklärt worden zu sein.
FDA reagiert
Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, hat die FDA, die Heilmittelbehörde der USA, nun reagiert. Sie fordert, dass die Produzenten der Implantate ihre Kundinnen besser über die anfallenden Risiken eines Eingriffs informiert. Dazu sollen die Frauen mit einer Checkliste auf dem Beipackzettel aufgeklärt werden, bevor sich diese zur Implantat-Einsetzung entschliessen.
Für ihre Checkliste hat die FDA durch das Auswerten von Studien durchschnittliche Risiken errechnet. Demnach liegt die Wahrscheinlichkeit eines Implantat-Risses bei 30 Prozent. Weiter sollen bis zu 59 Prozent der Betroffenen später gezwungen sein, sich ein weiteres Mal unters Messer zu legen.
Der Schweizer Chirurg Cédric George schätzt, dass jede dritte Frau mit Brustimplantaten ein zweites Mal operiert werden muss. Und trotzdem werben Hersteller und zum Teil auch Chirurgen mit lebenslänglicher Haltbarkeit.
Das Implantat halte vielleicht ein Leben lang, erklärt Chefarzt George dem «Tages-Anzeiger», aber der Körper verändere sich, deshalb müsse man später oft erneut operieren. «Wenn man mit Implantaten nie Probleme haben will, sollte man keine einsetzen lassen», führt er weiter aus.
Schweizer Heilmittelbehörde inaktiv
Und was unternimmt die Schweizer Heilmittelbehörde? Die Behörde sei im Gegensatz zur FDA nur für die Produktsicherheit und nicht für Anwenderfragen zuständig, heisst es laut dem «Tages-Anzeiger». Die behandelnden Ärzte seien in der Pflicht, ihre Patienten über alle Risiken aufzuklären.
Auch Cédric George sieht nicht so viel Handlungsbedarf. Dem Zürcher ist zwar wichtig, die Risiken ernst zu nehmen, die Brustimplantate aber nicht zu verteufeln. «Sie machen sehr viele Leute glücklich, denn Menschen müssen sich auch ästhetisch wohlfühlen», sagt George.
Zudem findet er die Sammelklagen gegen Allergan wegen einer möglichen Krebsgefahr schwer einzuordnen. «Es ist extrem schwierig, den Nachweis zu erbringen, dass es tatsächlich mit dem Implantat zusammenhängt», sagt George.