Mit dem Klimawandel bekommen Pflanzen der Arktis neue Nachbarn. Die Einwanderer sind besonders gross und auch die einheimischen Arten werden immer grösser.
Über 50’000 Pflanzen haben Forschende aus aller Welt in der Arktis vermessen. Bild: Anne Bjorkman
Über 50’000 Pflanzen haben Forschende aus aller Welt in der Arktis vermessen. Bild: Anne Bjorkman
Tundra-Vegetation auf der arktischen Ellesmere-Insel im Norden Kanadas. Hier wachsen heute andere und vor allem grössere Pflanzen als noch vor 30 Jahren. Bild: Anne Bjorkman
Tundra-Vegetation auf der arktischen Ellesmere-Insel im Norden Kanadas. Hier wachsen heute andere und vor allem grössere Pflanzen als noch vor 30 Jahren. Bild: Anne Bjorkman
Die Ganzrandige Silberwurz (Dryas integrifolia) gehört zu den einheimischen Arten der Arktis. Sie hat in den letzten Jahrzehnten viele neue Nachbarn bekommen. Bild: Anne Bjorkman
Die Ganzrandige Silberwurz (Dryas integrifolia) gehört zu den einheimischen Arten der Arktis. Sie hat in den letzten Jahrzehnten viele neue Nachbarn bekommen. Bild: Anne Bjorkman

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Klimawandel lässt nicht nur Gletscher schmelzen. Er verändert auch Pflanzengemeinschaften in der Arktis.
  • Über die letzten 30 Jahre wanderten neue, höherwachsende Arten ein und angestammte Arten wurden grösser.
  • Das könnte dazu führen, dass auftauende Permafrostböden CO2 und Methan freisetzen, welche den Klimawandel ankurbeln.
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Der Klimawandel lässt Gletscher schmelzen und den Meeresspiegel ansteigen. Und nun ist klar: Er ist auch dafür verantwortlich, dass die Pflanzengemeinschaften in der Arktis heute ganz anders aussehen als noch vor 30 Jahren. Zu dieser Erkenntnis kommt eine grosse, internationale Studie, an der auch Schweizer Umweltwissenschaftler der Universität Zürich, von der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft und dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung beteiligt waren.

In der Studie werteten die Forschenden Daten von rund 120 Beobachtungspunkten in der arktischen Tundra aus, darunter Orte in Alaska, Kanada, Island, Skandinavien und Sibirien. Die Wissenschaftler stellten fest, dass sich in den letzten 30 Jahren neue und höher wachsende Pflanzenarten in der Tundra ausgebreitet haben. Die Neuankömmlinge verdrängen zwar die angestammten Arten nicht, aber die Einheimischen werden heute grösser als vor dreissig Jahren.

Dass mittlerweile andere und grössere Pflanzen in der Arktis wachsen, führen die Forschenden auf die Erderwärmung zurück. So seien die Temperaturen im Mittel über die untersuchten Orte um rund 1 Grad im Sommer und um 1.5 Grad im Winter angestiegen.

Da die Temperaturen wahrscheinlich weiter steigen werden, gehen die Forschenden davon aus, dass auch die Pflanzen noch höher wachsen werden. Und sie befürchten noch einen weiteren Effekt: Um die hochwüchsigen Pflanzen könnte sich im Winter mehr Schnee ansammeln. Dieser isoliert den Boden, was wiederum dazu führt, dass die obere Schicht des arktischen Permafrostbodens nicht mehr so schnell gefriert. Tauen Permafrostböden jedoch auf, so setzten sie grosse Mengen CO2 und Methan frei – und das würde den Klimawandel sogar noch weiter beschleunigen.

Initiated by Gebert Rüf Stiftung

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