Konzentration kritischer Ereignisse beeinflusst Wohlbefinden
Forscher untersuchen den Einfluss kritischer Lebensereignisse auf das Wohlbefinden im Alter.
Forscher haben die Auswirkungen kritischer Ereignisse im Laufe des Lebens und deren Einfluss auf das Wohlbefinden im Alter untersucht. Die Studie zeigt, dass nicht nur die Anzahl dieser Ereignisse, sondern auch ihre zeitliche Konzentration von Bedeutung ist.
Eine hohe Dichte an kritischen Ereignissen, seien sie persönlicher, beruflicher oder familiärer Natur, übt einen dauerhaften negativen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit aus, wie das Swiss Centre of Expertise in Life Course Research (Lives-Zentrum) der Universität Lausanne (Unil) am Dienstag mitteilte. Dies wirke über die bereits bekannten Auswirkungen soziodemografischer Merkmale oder Lebensumstände hinaus.
Um diese Konzentration zu messen, verwendeten die Forschenden der Unil und ihre an der Studie beteiligten italienischen Kollegen die Daten des Schweizer Haushaltpanels und entwickelten ein neues Instrument: den Konzentrationsindex (CI). Dieser berücksichtige nicht nur die Anzahl der erlebten Ereignisse, sondern auch deren zeitlichen Abstand zueinander.
Konzentrierte Krisen beeinträchtigen Wohlbefinden stärker
Die Studie zeige, dass kritische Ereignisse, die zeitlich nahe beieinander liegen, die Ressourcen der Menschen stärker beanspruchten und ihr Wohlbefinden nachhaltig beeinträchtigten.
Ein bemerkenswertes Ergebnis der Studie betreffe die geschlechtsspezifischen Unterschiede: Obwohl Frauen im Durchschnitt mehr kritische Ereignisse erlebten als Männer, zeigten sie sich auch resilienter gegenüber der zeitlichen Konzentration dieser Ereignisse.
Während Männer mit steigendem CI einen fast linearen Rückgang ihrer Lebenszufriedenheit verzeichnen, scheinen die negativen Auswirkungen für Frauen bei sehr hohem CI abzunehmen, wie es weiter hiess. Diese weibliche Resilienz könnte darauf zurückzuführen sein, dass sie im Laufe ihres Lebens häufiger konzentrierten kritischen Ereignissen ausgesetzt seien. Dies bereite sie darauf vor, besser mit diesen Herausforderungen umzugehen.
Sozialer Hintergrund spielt eine Rolle
Auch die sozioökonomische Herkunft spiele eine entscheidende Rolle. Männer aus benachteiligten Verhältnissen spürten die negativen Auswirkungen der Konzentration kritischer Ereignisse stärker als Männer aus besser gestellten Verhältnissen. Bei Frauen hingegen habe die soziale Herkunft keinen signifikanten Einfluss auf die Beziehung zwischen CI und langfristigem Wohlbefinden gezeigt.
Die in der Zeitschrift «Advances in Life Course Research» veröffentlichte Forschung zeige, dass das blosse Zählen kritischer Ereignisse nicht ausreiche, um deren Auswirkungen auf die Lebensqualität zu verstehen. Diese Erkenntnisse böten Ansatzpunkte für die Entwicklung von Unterstützungsmassnahmen für betroffene Menschen.