Laktoseintoleranz: Wie Menschen lernten, Milch zu verdauen
Eine neue Studie beschäftigt sich mit Laktoseintoleranz und zeigt, wie sich in Europa vor tausenden Jahren die Fähigkeit entwickelte, Milch zu verdauen.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine neue Studie beschäftigt sich mit der europäischen Fähigkeit, Milch zu verdauen.
- Sie zeigt, dass Menschen seit 10'000 Jahren Milch trinken, sie aber lange nicht vertragen.
- Hungersnöte könnten dazu geführt haben, dass sich Milchverträglichkeit durchsetzte.
Aus der Ernährung heutiger Europäerinnen und Europäer sind Milch und Milchprodukte nicht wegzudenken. Eine neue im Fachmagazin «Nature» veröffentlichte Studie zeigt: Schon vor 10'000 Jahren begannen Menschen zeitgleich mit den Anfängen der Vieh-Haltung damit, Milch zu trinken.
Wir konsumierten also tausende Jahre Milch, obwohl wir sie nicht vertrugen, wie die Studie Aufschluss gibt: Mittels DNA-Proben lässt sich beweisen, dass Menschen erst vor 4000 Jahren die Fähigkeit entwickelten, Milch zu verdauen.
Die Studie unter Federführung von Richard Evershed von der Universität Bristol erklärt nun, weshalb sich die Laktoseintoleranz im Laufe der Zeit verringerte. Eine entscheidende Rolle in dieser Entwicklung spielten offenbar Hungersnöte: Während Zeiten von Unterernährung konnte Durchfall infolge von Milch-Konsum tödlich enden.
Die Autorinnen und Autoren nehmen deshalb an, dass die Fähigkeit zur Milchverdauung durch Selektion stärker weitergegeben wurde. Menschen mit dem Lactase-Gen, das Milchzucker, überlebten Hungerkrisen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit. Über Jahrtausende konnte sich in Europa deshalb Milchverträglichkeit durchsetzten.