Trotz Corona-Warnung - Weltraumfans strömen für Raketenstart nach Cape Canaveral
Entgegen der Empfehlungen der Nasa sind viele Weltraumfans nach Cape Canaveral gereist, um den ersten Start einer SpaceX-Rakete zur Internationalen Raumstation (ISS) mit einer bemannten Kapsel aus der Nähe zu verfolgen.
Das Wichtigste in Kürze
- Präsident Trump will Start persönlich verfolgen.
«Der Sheriff hat gesagt, alle sollen kommen. Die Nasa sagt das Gegenteil, aber ich glaube, der Sheriff gewinnt», der Besitzer eines Lokals in Sichtweite der Startrampe, Rusty Fischer, am Dienstag (Ortszeit) der Nachrichtenagentur AFP.
SpaceX sollte am Mittwoch als erstes privates Unternehmen US-Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS bringen. Eine erfolgreiche Mission wäre nicht nur für das Raumfahrtunternehmen von Tesla- und Paypal-Gründer Neon Musk ein Meilenstein. Erstmals seit Ende der Spaceshuttle-Ära wäre die US-Raumfahrtbehörde künftig bei bemannten ISS-Flügen weniger abhängig von russischen Sojus-Raketen.
Um Corona-Infektionen zu verhindern, hatte die Nasa Weltraumfans gebeten, den historischen Start der Falcon-9-Rakete mit der bemannten Dragon-Kapsel im Internet mitzuverfolgen. Dagegen will US-Präsident Donald Trump ihn persönlich vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral aus mitverfolgen.
An Bord der Dragon-Kapsel sind zwei US-Raumfahrtveteranen, der 49-jährige Astronaut Robert Behnken und sein 53-jähriger Kollege Douglas Hurley. Ihr Start ist für 16.33 Uhr Ortszeit (22.33 Uhr MESZ) vorgesehen, rund 19 Stunden später soll ihre Kapsel an der ISS andocken. Laut Nasa besteht allerdings eine 40-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass der Start wegen schlechten Wetters verschoben werden muss. Das nächste Zeitfenster wäre am Samstag.
Seit Beginn des Aufbaus der ISS im Jahr 1998 haben dort nur Nasa-Shuttle und russische Raketen angedockt. Wegen hoher Kosten und nach zwei tödlichen Unglücken stellte die Nasa 2011 ihr Shuttle-Programm ein. Seitdem fliegen die US-Astronauten mit russischen Raketen zur Raumstation.
Dieses Arrangement überdauerte selbst die politischen Spannungen zwischen Washington und Moskau, war aber von vornherein nur als Übergangslösung gedacht. Die Nasa beauftragte zwei private Unternehmen - SpaceX und den US-Luftfahrtriesen Boeing - mit dem Bau von Raumfähren. Bereits seit 2012 übernimmt die günstige Falcon-9-Rakete von SpaceX unbemannte Versorgungsflüge zur ISS.
Das Programm für bemannte Nasa-Missionen mit Raumfähren kommerzieller Unternehmen hatte unter Trumps Vorgänger Barack Obama begonnen. Trump sieht in dem nun erhofften Erfolg aber eine Bestätigung seines Vorhabens, die US-Vorherrschaft im All zurückzuerlangen. So hat er angeordnet, dass spätestens 2024 wieder Nasa-Astronauten zum Mond fliegen sollen. Diese Zielvorgabe erscheint zwar unrealistisch, hat der US-Raumfahrt aber neuen Schub gegeben.