Venus: Drei Raumsonden gleichzeitig bei unserem Nachbarplaneten

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Deutschland,

Am 9. und 10. August erreichen gleich zwei Raumsonden die Venus. Eine japanische Sonde ist bereits in der Umlaufbahn vor Ort.

Solar Orbiter Parker Venus
Der Satellit «Solar Orbiter» und die Raumsonde «Parker» - ESA/ATG medialab

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei ESA-Sonden fliegen innerhalb kurzer Zeit an der Venus vorbei.
  • Eine japanische Sonde ist bereits in der Umlaufbahn der Venus.
  • Die Konstellation ermöglicht es erstmals, die Venus aus drei Blickwinkeln zu betrachten.

Doppeltes Bremsmanöver Millionen Kilometer entfernt: Die europäische Raumfahrt bremst binnen Stunden zwei Missionen an der Venus ab, eine dritte Mission ist schon vor Ort. Ein gegenseitiges Fotoshooting gibt es bei dem Fast-Rendezvous am Nachbarplaneten aber nicht.

Was angesichts der Satellitendichte in der Erdumlauflaufbahn idyllisch anmutet, ist an der Venus fast schon hohes Verkehrsaufkommen. Binnen weniger Stunden werden am 9. und 10. August die ESA-Sonden «Solar Orbiter» und «BepiColombo» an der Venus vorbeifliegen, um auf dem Weg zu ihren Missionszielen abzubremsen.

Mit dem japanischen Venus-Orbiter «Akatsuki» sind dann gleich drei Forschungssonden am erdnächsten Planeten.

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Die japanische Sonde «Akatsuki» mit einer Trägerrakete beim Start im Jahr 2010. - keystone

Bilder aus drei verschiedenen Blickwinkeln

«Das war nicht aktiv geplant.» Jetzt sind die Wissenschaftler ganz froh: Sie bekommen drei Datensätze von der Venus aus unterschiedlichen Blickwinkeln. «Das ist für sie ein Novum», sagt der Leiter des ESA-Missionsbetriebs im Kontrollzentrum in Darmstadt, Simon Plum. «Dass man die Venus aus drei verschiedenen Winkeln beobachten kann, ist einmalig.»

Datensätze, die auch Aufschluss für künftige Missionen bringen können, ja - ein gegenseitiges Fotoshooting, nein. «Das hatten wir untersucht, aber das funktioniert nicht, dafür kommen sie sich nicht nah genug.» Dass es dennoch fast zum Rendezvous kommt, liegt an Verzögerungen bei den Missionen.

«Solar Orbiter» wird am 9. August um 6.42 Uhr (MESZ) in einer Entfernung von 7995 Kilometern an der Venus vorbeifliegen.

Am Folgetag wird an der gegenüberliegenden Planetenseite «BepiColombo» um 15.48 Uhr in nur 550 Kilometern Höhe die geringste Distanz erreichen. Das ist nur wenig mehr als der Abstand der Internationalen Raumstation ISS zur Erde.

Atmosphäre der Venus

Die Atmosphäre der Venus besteht nach Angaben des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) hauptsächlich aus Kohlendioxid. Das führt zu einem erheblichen Treibhauseffekt. Die Temperaturen auf dem inneren Nachbarplaneten im Sonnensystem liegen demnach Tag und Nacht bei etwa 470 Grad Celsius.

Die Zusammensetzung der Atmosphäre sei Gegenstand der Untersuchungen der japanischen Sonde «Akatsuki». Dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung zufolge sammeln auch «BepiColombo» und «Solar Orbiter» wertvolle Daten.

Bange ist Plum und seinem Team in Darmstadt nicht. «Wir versuchen jetzt das Beste aus diesem glücklichen Zufall zu machen.» Man habe für die Steuerung der Sonden Teams mit Spezialisten. «Das ist nicht mehr Aufwand, aber auch nicht weniger.»

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Die Venus. (Archivbild) - keystone

Zehn Minuten Datenverzögerung

Noch immer könnten im Kontrollzentrum wegen der Corona-Pandemie die Teams nicht in voller Stärke arbeiten. Bei beiden Missionen gebe es im Vorfeld noch kleine Kurs-Korrekturen. Beim Vorbeiflug habe man dann ohnehin keine Eingriffsmöglichkeiten mehr. Zur Venus gebe es immerhin zehn Minuten Datenverzögerung.

Aber: «Wir sind gut vorbereitet. Etwas Unvorhergesehenes kann immer passieren, aber das ist das normale Risiko», sagt Plum. Einen Zusammenstoss könne man mit Sicherheit ausschliessen.

«BepiColombo» auf dem Weg zum Merkur

Die europäische Raumfahrtagentur steuert nach eigenen Angaben derzeit 25 Satelliten, 22 vom Kontrollzentrum in Darmstadt aus. Die Raumsonde «BepiColombo» startete im Oktober 2018 ihre sieben Jahre dauernde Reise zum sonnennächsten Planeten Merkur.

Mit zwei Satelliten an Deck soll sie ab Dezember 2025 die Oberfläche und das Magnetfeld des Himmelskörpers untersuchen. Das europäisch-japanische Gemeinschaftsprojekt mit Gesamtkosten von rund zwei Milliarden Euro soll dazu beitragen, die Ursprünge des Sonnensystems zu verstehen.

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Das Ziel der «BepiColombo», der Merkur. (Archivbild) - keystone

«Solar Orbiter» auf dem Weg zur Sonne

Die rund 1,5 Milliarden Euro teure Weltraumsonde «Solar Orbiter» war im Februar 2020 von Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida gestartet. Die Sonde ist ein Projekt der ESA und der US-Raumfahrtbehörde NASA. An Bord des 1,8 Tonnen schweren Orbiters sind zehn wissenschaftliche Instrumente.

Forscher erhoffen sich neue Erkenntnisse über die Sonne und das Magnetfeld. «Solar Orbiter» soll bis auf 42 Millionen Kilometer an die Sonne heranfliegen.

Die Sonde hat bereits erste Filme von Partikeleruptionen aus der Sonnenatmosphäre aufgenommen. Solche starken Sonnenwinde können das sogenannte Weltraumwetter beeinflussen. Bei Planeten mit Atmosphäre können die Teilchen Polarlichter auslösen. Sie können aber auch zu technischen Problemen führen, wie dem Ausfall von Navigationssystemen oder Schäden an Satelliten.

Abbremsmanöver

Beide Sonden fliegen auf ihrer Reise mehrfach und geplant an Planeten vorbei, um abgebremst zu werden. Der «Solar Orbiter» wird hierbei im November zum letzten Mal die Erde passieren.

«Ohne diese Manöver würden die Sonden in Richtung Sonne durch die Anziehungskraft immer weiter beschleunigt. Und so höchstwahrscheinlich am Stern vorbeischiessen», sagt Plum. «Wir müssen sie abbremsen, damit sie in die entsprechenden Orbits einschwenken können.»

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