Zürich: Neue Methode zur Labor-Herstellung von Muskelzellen
Zürcher Forscher haben eine neue Methode zur Herstellung von Muskelzellen im Labor gefunden. Diese könnte in der Medizin und der Ernährung zum Einsatz kommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Forscher haben eine neue Methode zur Herstellung von Muskelzellen im Labor gefunden.
- Der Prozess verzichtet auf den Einsatz von Gentechnik.
- Die Labor-Zellen könnten Hoffnung für Betroffene von Muskelerkrankungen bedeuten.
Mit einer neuen Methode können im Labor Muskelstammzellen ohne Gentechnik hergestellt werden. Das sei eine Verheissung für Patienten mit Muskelerkrankungen und alle, die Fleisch essen, aber keine Tiere töten möchten. Dies schrieb die ETH Zürich in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Corona-Impfung inspirierte Forscher
Für die neue Methode haben sich die Forschenden der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) von der Corona-Impfung inspirieren lassen. Das ermöglichte den Verzicht auf Gentechnik, und erhöhte damit die Sicherheit. Die Methode wurde kürzlich im Fachblatt «npj Regenerative Medicine» vorgestellt.
In einem ersten Schritt züchteten die Forschenden dafür Zellen des Bindegewebes. Diese lassen sich im Labor einfacher kultivieren als Muskelzellen. Durch die Anwendung eines Mixes aus Wirkstoffen und Proteinen haben sie diese Zellen auf molekularer Ebene in Muskelzellen umgewandelt.
Zentral für diesen Prozess ist laut der Studie das Protein MyoD. Es fehlt normalerweise in Bindegewebezellen. Zur Umwandlung von Bindegewebezellen in Muskelzellen mussten die Forschenden die Bindegewebezellen dazu bringen, MyoD mehrere Tage im Zellkern zu produzieren.
Neue Methode verzichtet auf Gentechnik
Das sei bereits bekannt gewesen, hiess es von der Hochschule. Bisher hätten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für diesen Prozess jedoch auf Gentechnik zurückgegriffen:
Mit Hilfe von Viruspartikeln wurde die genetische Anleitung für das Protein MyoD in den Zellkern eingeschleust. Dieser Ansatz könne aber lebenswichtige Gene beschädigen oder Veränderungen verursachen, die Krebs auslösen.
Muskelstammzellen können im Labor für vielversprechende Anwendungen gezüchtet werden. Eine neue Methode, die an der ETH Zürich entwickelt wurde, erlaubt nun die sichere Kultivierung grösserer Mengen.🥩💪 #MS #Stammzellen
— ETH Zürich (@ETH) August 16, 2023
Wie die Forschenden das machen: 👇 https://t.co/bf8djiWJ8f
Eine Methode ist, die genetische Anleitung von MyoD mithilfe von Viren in die Zellen zu transportieren. Nun haben die Forschenden – in Anlehnung an die mRNA-Impfung – eine mRNA-Kopie dieser Anleitung in die Zellen eingebracht. Dies berichteten sie in der Studie.
Versuche geben Hoffnung für die Zukunft
In Mäusen erwiesen sich die so hergestellten Labor-Zellen als funktionsfähig, wie die Forschenden in der Studie berichteten. Sie injizierten sie Mäusen, die an der Duchenne Muskeldystrophie litten. Bei dieser Krankheit weisen Muskel-Stammzellen einen Defekt auf.
In den Mäusen konnten die gesunden Labor-Stammzellen im Muskel funktionstüchtige Muskelfasern bilden. Das könnte laut den Forschenden auch bei Menschen gegen Muskelschwund helfen. Allerdings müssen die Forschenden ihren Ansatz nun erst noch auf menschliche Zellen übertragen.