Nintendo Labo: das Multi-Set im Test
Das Wichtigste in Kürze
- Nau-Reporterin Tama testet im Video das «Nintendo Labo»-Multi-Set.
- Basteln, spielen und entdecken – damit bewirbt Nintendo sein interaktives Bastelspielzeug Labo.
- Kostenpunkt: rund 80 Franken. Releasedatum: 27. April 2018
- Im Videotest und im Textreview erfahrt Ihr, für wen sich Nintendo Labo wirklich lohnt.
In der Grundschule hat Pappe uns magisch angezogen. Mit Bastelbögen zauberten wir in kurzer Zeit Miniatur-Monumente. Die Kunst des Papierfaltens selbst hat sich in der japanischen Kultur verankert, man denke nur an das Origami. Warum also nicht gleich dicker auftragen, dachte sich wohl Nintendo.
Analog-Tradition mit Nintendo Labo
Als Nintendo dann tatsächlich vorgeschlagen hat, die Switch einzukartonieren, reagierte die Fangemeinde gespalten – von verärgert bis amüsiert. Dabei kehrt das Traditionsunternehmen aus Kyoto nur zu den Wurzeln zurück. Mit Spielkarten hat alles angefangen, auf Party- und Brettspiele ausgelagert, bis schliesslich die Videospielbranche erobert wurde. Stets mit der jungen Zielgruppe im Hinterkopf.
Ist Labo das perfekte Spielzeug?
Vor allem an Kinder richtet sich somit das interaktive Bastelerlebnis. Aus dieser Perspektive dürfte die Idee einem Geniestreich gleichen. Die drei Eckpfeiler von Labo – basteln, spielen, entdecken – mögen auch den grimmigsten Pädagogen überzeugen. Mit Labo muss das Kind aktiv werden, basteln und erkunden, kreative Wege suchen, entdecken und ausprobieren, mitdenken, mitlesen, mitgestalten. Hier kann es seine grenzenlose Fantasie ausleben.
Eine Frage der Zielgruppe
Der Casual-Gamer erhofft sich hingegen mehr von der mitgelieferten Software. Zugegeben, die beruhigenden Bastelsessions motivieren, aber spätestens nach dem Höhepunkt entblösst Labo erste Löcher und Risse: Die Software gleicht einem Zaubertrick. Nach einigen Stunden Oldschool-Handwerk kommt erst ein «Wow!», weil der Effekt auch bei Erwachsenen zündet. Darauf aber die Ernüchterung: «Das war's schon?»
Fazit
Nintendo hat mit Labo bei der Hauptzielgruppe direkt ins Schwarze getroffen. Kinder, Bastelfreunde und Junggebliebene könnten sich kein besseres Geschenk vorstellen. Fragt sich, warum Nintendo nicht bis Weihnachten gewartet hat. Auch Casual-Player dürften sich mit Labo bestens anfreunden, auch wenn es nur eine flüchtige Bekanntschaft sein wird. Die Langzeitmotivation fehlt. Für Bastelbögen und einige Mini-Games ist der Preis somit zu hoch angesetzt.
Trotzdem: Labo besitzt so viel Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft wurde. Denkbar wäre eine amiibo-ähnliche Interaktion mit grösseren Titeln. Warum nicht ein Pokémon ins Papphaus stecken und dort trainieren? Kreativität gehört immer noch zu Nintendos Stärke, wie hier bewiesen wurde – aber die gilt es auch künftig auszuschöpfen.