Start-up stellt Papiersäcke aus toten Blättern her
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Unternehmen verwandelt Blätter aus Städten in Papier.
- Dies führt nicht nur zu weniger Entwaldung.
- Sie ist auch in anderen Belangen umweltfreundlicher als die herkömmliche Papierproduktion.
Als ein bedeutender Mitverursacher der Entwaldung steht die traditionelle Papier- und Zellstoffindustrie im Brennpunkt der Debatten um Umweltproblematiken. Jährlich werden ungefähr 15 Milliarden Bäume gefällt, fast die Hälfte davon direkt für die Papierherstellung. Ausserdem sind herkömmliche Produktionsprozesse wasser- sowie energieaufwendig und erzeugen erhebliche Mengen an Treibhausgasen.
Das Start-up Releaf Paper versucht die schädliche Industrie zu modernisieren und grüner zu gestalten: Aus Blättern, die von Bäumen gefallen sind, stellt das Unternehmen Papierprodukte her.
Benutzt du in deinem Alltag noch oft Papier?
Ihre revolutionäre Methode ermöglicht es, aus 2,3 Tonnen Laubabfällen eine Tonne Zellulose – das Rohmaterial für Papier und Zellstoff – herzustellen. Für diese Menge an Zellulose müssten 17 Bäume gefällt werden.
Laubabfall als Ressource
Releaf Paper bezieht seinen Rohstoff aus urbanen Gebieten, wo die jährliche Menge an Laubabfall enorm ist. Im Normalfall werden die Bioreste verbrannt oder auf Lagerstätten deponiert, wie «zmescience» berichtet. Doch das Start-up sammelt gemeinsam mit städtischen Abfallsammelbehörden das Laub ein und bringt es zu seinen Produktionsstätten.
Dort wird es gereinigt und mit biologischen Füllstoffen vermischt, bevor es zu verschiedenen Papierprodukten verarbeitet wird.
Der Co-Gründer und CTO von Releaf Paper, Valentyn Frechka, sieht in dem Unterfangen einen Vorteil für alle Beteiligten. «Es ist eine gute Lösung, weil wir das Gleichgewicht bewahren», erklärt er gegenüber «Euronews».
«Wir erhalten Fasern zur Herstellung von Papier und geben Lignin als Dünger zurück an die Städte, um die Gärten oder die Bäume zu düngen. Es ist also wie ein Win-win-Modell.»
Releaf Paper produziert viel weniger Treibhausgase
Über die umweltfreundliche Rohstoffbeschaffung hinaus bietet die Produktionsmethode von Releaf Paper signifikante Nachhaltigkeitsvorteile. Im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren verbraucht es laut eigenen Aussagen 15 Mal weniger Wasser und stösst 78 Prozent weniger Kohlendioxid aus.
Alexander Sobolenko, Mitgründer und CEO von Releaf Paper, führt diesen Unterschied auf den geringen Einsatz von schwefelhaltigen Chemikalien zurück. Durch den Verzicht werde der Waschvorgang «sehr einfach und kostengünstig», erklärt er in einer Mitteilung des Unternehmens.
Blätter-Papier schnell biologisch abbaubar
Sobolenko betont auch, dass das aus Laub hergestellte Papier deutlich schneller biologisch abbaubar ist als das herkömmliche Produkt. Schon nach 30 Tagen in der Natur verschwinde es, während alltägliches Papier 270 Tage benötige.
Zurzeit produziert Releaf Paper in Paris monatlich drei Millionen Papiersäcke und verarbeitet jährlich 5000 Tonnen Laub. Sie beliefern bereits Grosskunden wie Logitech und Samsung.
Releaf Paper will expandieren
Ausserdem hat das Unternehmen ambitionierte Pläne für die Zukunft. «Wir wollen diese Idee auf der ganzen Welt verbreiten. Letztendlich ist unsere Vision, dass die Technologie zur Herstellung von Papier aus abgefallenen Blättern auf allen Kontinenten zugänglich sein sollte.»
Die Entwicklung solcher alternativen Produktionsmethoden markiert möglicherweise einen Wandel in der Papierindustrie – von einer Tradition der Entwaldung hin zu einer Zukunft, die auf Nachhaltigkeit und Abfallverwertung setzt.