Hanekamp schrieb «So was von da» – jetzt wurde sein Buch verfilmt

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Deutschland,

Wie fühlt sich ein Autor, wenn sein Roman verfilmt wird? Nau hat mit dem Hamburger Autor Tino Hanekamp darüber gesprochen.

Der Hamburger Autor Tino Hanekamp während einer Lesung von «So was von da».
Der Hamburger Autor Tino Hanekamp während einer Lesung von «So was von da». - Youtube

Das Wichtigste in Kürze

  • 2011 erschien Tino Hanekamps Party-Kiez-Roman «So was von da».
  • Nun hat Regisseur Jakob Lass den Roman verfilmt.
  • Nau hat mit dem Buchautor über Loslassen, Leberzirrhose und Neubeginne gesprochen.

Er war ein bisschen Musikjournalist und sehr fest Gesicht der Hamburger Club-Szene: Tino Hanekamp (38). 2011 veröffentlichte er seinen Debütroman «So was von da».

Die Geschichte seines Alter Egos, das die letzte Nacht im eigenen Club abfeiert, bevor am nächsten Morgen die Abrissbirnen tanzen, verkaufte sich fast so gut wie Disco Schorle nach Mitternacht. Ein voller Erfolg also.

Kein Wunder, sollte die Geschichte bald zwischen den Buchdeckeln hervorgekitzelt und auf Leinwand gebannt werden. Geht das überhaupt? «Clubfilme sind meistens scheisse, weil sie so inszeniert wirken», sagt Hanekamp.

«Deutsche Filme wollen moralisch sein»

Da war allerdings nicht nur das Tanz-Problem, sondern auch Hanekamps zwiespältige Gefühle gegenüber dem deutschen Film: «Der Versuch, moralisch zu sein, das ist das Problem von deutschen Filmen. Die wollen einem immer noch etwas mitgeben.» Das wollte Hanekamp, der mittlerweile in Mexiko – «dem absoluten Gegendeutschland» – lebt, mit seinem Roman aber eben gerade nicht. «Der Roman macht einfach einen Moment auf, für Leute, die das noch nicht kennen.» Punkt.

Die Buchvorlage von Tino Hanekamp, selber ehemaliger Clubbesitzer aus Hamburg.
Die Buchvorlage von Tino Hanekamp, selber ehemaliger Clubbesitzer aus Hamburg. - KiWi

Der Moment, das ist die ganz grosse Party. Im Hamburger Kiez, wo alles geht, wenn die Nacht nur alt und der Alkohol stark genug ist. Davon erzählt der Roman und davon erzählt jetzt auch der Film von Jakob Lass.

Nau hat mit Hanekamp, der nachts längst nicht mehr der tollen Mucke wegen, sondern vor allem für seinen kleinen Sohn wach ist, über Film, Buch, die Liebe und das Loslassen gesprochen.

Tino Hanekamp, Sie haben die Dreharbeiten zu ihrer Romanverfilmung bestimmt mit Argusaugen überwacht?
Tino Hanekamp: Ich war während der ganzen Dreharbeiten freudig aufgeregt in Mexiko und habe überhaupt nichts mitbekommen. Ich habe Regisseur Jakob Lass komplett vertraut. Den Film habe ich erst gestern gesehen.

Erst gestern?
Ja, ich habe gewartet, bis der auf Englisch rauskam, damit meine Liebste – die Mexikanerin ist – ihn mit mir zusammen sehen konnte. Sie konnte ja schon das Buch nicht lesen, weil es nur auf Deutsch erschienen ist.

Wie sieht das Fazit aus?
Der Film ist der Hammer! Ich bin völlig begeistert. Jetzt können wir uns den alle angucken und wissen Bescheid. Ich bin total aus dem Häuschen – das ist ja auch selten, denke ich.

Stimmt, vielen Autoren fällt es wohl schwer, Distanz zu wahren, wenn das eigene Buch auf die Leinwand kommt.
Wenn ich jetzt noch immer einen Club in Hamburg hätte, eine Leberzirrhose und ein Kokainproblem, dann würde ich das wohl anders sehen. Dann wäre ich emotional noch näher dran. Aber ich lebe ein völlig anderes Leben hier, in Mexiko. Die nächste Stadt ist zwei Stunden weg, ich hab hier mein grosses Glück gefunden. Aus dieser Position kann man das alles gelassen angehen.

Was macht den Film so toll?
Wenn man ein Buch mag, hat man danach Bilder im Kopf, die man sich vom Film nicht nehmen lassen will. Die Bilder von Jakob Lass betrügen nicht das, was man im Kopf hat. Die enttäuschen nicht. Der Film macht das genauso, wie ich es gemeint habe: Wenn man den im Kino sieht, ist man danach erschöpft, verkatert und glücklich.

So was von da: Ein Film wird zur Party. Oder umgekehrt.
So was von da: Ein Film wird zur Party. Oder umgekehrt. - DCM

Keine allzu inszenierten Club-Szenen?
Gar nicht! Lass hat es geschafft, den definitiven Club-Film zu schaffen. So einen Film gibt es einfach noch nicht. Wer das Buch mag, wer die Club-Welt kennt, wird den Film lieben. Dann wird’s ein paar Langweiler geben, die den doof finden, weil sie zu blöd sind, seine Tiefen zu erkennen.

Und das sage ich übrigens, obwohl ich keine Gewinnbeteiligung habe beim Film. Er ersetzt das Buch aber eben auch nicht, sondern ist die beste Ergänzung zum Roman, das muss man sich beides reinziehen. Der Film schafft es, dem Roman noch was hinzuzufügen.

Und was fand die Liebste?
Die hätte am liebsten eine Serie, statt nur den Film. Jetzt hat sie diese Welt gesehen, das fand ich auch so toll, man kann ja viel erzählen, aber das schafft dieser Film, der bildet diese Welt ab.

Was macht diese Welt so faszinierend?
Es geht um Leute, die sich verschwenden an diese Idee, an den Moment, ans Leben, ans Jung sein. Damit sagen wir den Alten: Sorry, wir haben keine 68er Revolution, wir versuchen in der Partynacht die bessere Welt zu bauen.

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