Vorschläge von Künstlerinnen für den Schweizer Musikpreis
Hat die Schweizer Musikszene zu wenige, preiswürdige Frauen? «Von wegen», sagt Helvetiarockt.
Das Wichtigste in Kürze
- Jährlich vergibt der Schweizer Musikpreis 15 Auszeichnungen für Schweizer Künstler.
- Dieses Jahr gingen nur fünf der vom Bund finanzierten Preise an Frauen.
- Helvetiarockt hat für Nau einige preiswürdige Frauen zusammengetragen.
Seit 2014 zeichnet die Jury des Schweizer Musikpreises jährlich 15 Schweizer Künstlerinnen und Künstler aus den verschiedensten Sparten der Musik aus.
Von Siegern möchte man beim Schweizer Musikpreis allerdings nicht sprechen, vielmehr handle es sich um «ausgezeichnete Künstler», so Martine Chalverat vom Bundesamt für Kultur im Gespräch mit Nau. Verlierer gab es bei der ersten Durchführung dennoch: Die Frauen. Gerade einmal drei der 15 Preise durfte 2014 eine Frau entgegennehmen.
Steigerung im Schneckentempo
Vier Jahre sind seither vergangen. 2018 gehen immerhin bereits deren fünf Preise an einzelne Künstlerinnen und eine Frauen-Gruppe. Der Grund dafür, dass die Männer noch immer eine zweidrittel Mehrheit ausmachen: Es gebe schlicht noch zu wenige Musikerinnen.
Preiswürdige Musikerinnen
Kann das tatsächlich sein, hat Nau sich gewundert und bei denen nachgefragt, die es wissen müssen: Helvetiarockt ist eine Koordinationsstelle, die Frauen in den Musikrichtungen Rock, Pop und Jazz unterstützt. «Ich finde, dass der Schweizer Musikpreis schlecht gestartet ist», sagt Regula Frei, angesprochen auf die wenigen Frauen in den Preis-Ranglisten.
Frei leitet die Geschäftsstelle von Helvetiarockt und sagt: «Musikpreis-würdige Ladies gibt es viele.» Den Beweis führt sie gleich selber an:
Joana Aderi
«Mein Sound beginnt da, wo die Popmusik langsam verschwindet», sagt Musikerin Joana Aderi. Am liebsten lässt sie menschlichen Sound mit elektronischen Klängen verschmelzen. Entweder mit ihrem Soloprojekt Eiko, oder mit ihrer
Electropop-Band Sissy Fox.
Sina (Mundart-Sängerin)
Die Walliser Musikerin Sina – die mit bürgerlichem Namen Ursula Bellwald heisst – ist aus der Schweizer Mundart-Szene kaum mehr wegzudenken. Ihr erstes Mundartalbum hielt sich 1994 ganze 23 Wochen in den Schweizer Charts und wurde mit Platin und Gold ausgezeichnet. Ihr 2008 erschienenes Album
«In Wolkä fische» schaffte es trotz Walliserdeutscher Zeilen auf Platz 53 der niederländischen Top 100 Charts.
Béatrice Graf (Künstlerin, Komponistin, Drummerin)Béatrice Graf, Künstlerin aus Nyon, ist im Fusion- und Modern-Jazz zu Hause. Sie spielt nicht nur Schlagzeug, Keyboard und Orgel, sondern komponiert auch selber. Graf macht nicht Konzerte, sie macht Performances. Das tut sie an Festivals und Konzerten in der Schweiz, Österreich, Tschechien, Deutschland, Italien, Belgien, Grossbritannien, Frankreich, Liechtenstein, Russland, Nord- und Lateinamerika sowie Afrika.
Big Zis (Rapperin)
Franziska Schläpfer, wie Big Zis mit bürgerlichem Namen heisst, ist einen Rapperin aus Winterthur. 2010 gewann Big Zis für ihr Album «Und jetz … was hät das mit mir z tue?» an den Swiss Music Awards den Jurypreis.
Steff la Cheffe (Rapperin und Beatboxerin)
Während der letzten fünf Jahre war es ruhig um die Berner Beatboxerin und Rapperin Steff la Cheffe, aka
Stefanie Peter. Mit ihrem neuen Album
«Härz Schritt Macherin» legt sie nun ein ebenso künstlerisches, wie feministisches Manifest vor.
Eliana Burki (Alphornbläserin)Als weltweit gefragte Musikerin tourt Elina Burki mit ihrer Band um den Globus. Ihrem Alphorn entlockt sie dabei nicht die althergebrachten Bergklänge, sondern Funk-, Pop- und Jazz-Sound. Um das zu beschreiben, hat sie darum kurzerhand den Begriff «Funky Swiss Alphorn» geschöpft.
Marianna Polistena (Pianistin und Sängerin)Die Berner Sängerin und Pianistin Marianna Polistena ist auf der Bühne zu Hause. Sie teilt diese unter anderem mit Polo Hofer's Schmetterband, Asphalt Blues Company, Sixpack, Matter Rock, Ménage à Trois – und natürlich mit ihrer eigenen Band «Marianna Polistena & Friends».
Christine Lauterburg (Sängerin)
Sängerin und Schauspielerin Lauterburg gräbt nach den Mundart-Wurzeln der Schweizer Musik, legt sie frei und interpretiert sie neu. Das gefällt den Eidgenossen: Ihre Interpretation des Volksliedes «S'Vreneli vom Guggisberg» blieb ganze neun Wochen in den Schweizer Charts.
Maru Rieben (Schlagzeugerin)
Die Schlagzeugerin – und diplomierte Masseurin – ist, was man in Bern einen «Hans dampf in der Gass» nennt: überall involviert. Sie verbindet Künstler aus den Gebieten moderner Tanz, Performance, Theater, Literatur und Video. Als Schlagzeugerin trat sie bereits in Europa, Libanon, New York und Japan auf, hat mehrere CDs eingespielt, ist festes Mitglied von Bern ist überall (Spoken Word), Matterhorn Production (Theater) und dem Volca Massaker Orchester (elektronische Musik).
Jackie Brutsche (Gitarristin, all-round Künstlerin)
Die Zürcherin mit Wohnsitz in Bern ist als One-Woman-Band «Jack Torera» ebenso unterwegs, wie mit den beiden Truppen «The Sex Organs» – nichts weniger als Intergalactic Sex'n Roll – und «The Jackets», Rock'n'Roll aus der Garage. Brutsche ist allerdings nicht nur Musikerin, sondern auch in vielen anderen Künsten bewandert.
Nicole Johänntgen (Saxophonistin, Komponistin)
«Sie spielt, als würde ihr Leben davon abhängen – und zieht damit alle in ihrem Umkreis mitten ins Zentrum ihrer Musik», sagte der US-Saxophonist
Dave Liebman über die Musikerin Nicole Johänntgen.
Martina Berther (Gitarristin)
«Sphärisch und wuchtig, zwischen Wind und Wand» beschreibt Gitarristin Martina Berther ihre Schaffen am E-Bass als Frieda Stroom. Berthers Können ist breit verteilt: Hip-Hop (Breitbild, Gimma) Pop (True, Ursina, Me, Valentin & You) bis zu experimentellem Jazz (Ester Poly, Weird Beard, Aul).