Ist mit Iván Duque der Frieden mit den Farc in Gefahr?
Das Wichtigste in Kürze
- Der Konservative Iván Duque gewinnt die Wahlen in Kolumbien.
- Duque will den Friedensvertrag mit den Farc Nachverhandeln.
- Es droht Gefahr, dass sich die Ex-Guerilleros in den Untergrund zurückziehen.
Es hat sich abgezeichnet: der Konservative Iván Duque gewinnt die Präsidentschaftswahlen in Kolumbien. In der Stichwahl vom Sonntag erreicht er knapp 54 Prozent Wähleranteil. Sein Konkurrent, der linke Ex-Guerillero Gustavo Petro schafft mit über 41 Prozent einen Achtungserfolg. Noch nie war in Kolumbien ein linker Kandidat so weit gekommen.
Doch der klare Sieg von Duque gefährdet den Friedensvertrag, welcher der abtretende Präsident Juan Manuel Santos mit den Farc-Rebellen ausgehandelt hat. Mit dem Abkommen wurde der Jahrzehnte dauernde Bürgerkrieg beigelegt und die Guerilleros entwaffnet.
Zu viele Zugeständnisse an Farc
International gab es viel Lob für den Frieden. Santos erhielt gar den Friedensnobelpreis. Doch in der kolumbianischen Bevölkerung ist der Farc-Frieden äusserst umstritten. Zu viele Zugeständnisse machte die Regierung Santos an die Aufständischen: etwa milde Strafen für die Rebellen und zehn garantierte Sitze im Parlament für die Farc.
Viele Kolumbianer wollen diesen Frieden nicht. Zu viele Verwandte haben sie durch die linken Rebellen verloren. Über 220'000 Tote und Millionen von Flüchtigen hatte der Bürgerkrieg gefordert. Dafür soll die Farc zur Rechenschaft gezogen werden.
Einer, der dafür einsteht, ist der designierte Präsident Duque – ein Zögling des ehemaligen rechten Präsidenten Álvaro Uribe. Duque ist ein Gegner des Friedensvertrags. Bei der Volksbefragung zum Abkommen äusserte er sich: er werde das Abkommen «in Stücke reissen». Inzwischen gibt es gemässigtere Töne aus seinem Mund – nun will er das Abkommen nachverhandeln.
Kommt es zu Nachverhandlungen?
Duque riskiert damit, dass sich die Farc zurück in den Untergrund begeben. Doch Duque agiert aus einer Position der Stärke – die Farc haben sich im Zuge der Verhandlungen entwaffnet, ihre militärische Stärke ist gering wie nie. Gut möglich also, dass die ehemalige Guerillabewegung die Nachverhandlungen dem Untergrund vorziehen.
Trotzdem ist es für Duque ratsam, am Friedensvertrag festzuhalten. Das Abkommen hat durchaus positive Auswirkungen auf das Land. Und jetzt müssen andere wichtige Probleme angegangen werden. Etwa die Armut, die Gewalt durch den Drogenhandel, die Beilegung des Konflikts mit der Guerillaorganisation ELN und eine Lösung für Flüchtlinge aus Venezuela. Gut eine Million Menschen sind aus dem krisengebeutelten Nachbarstaat nach Kolumbien geflohen.