Amerikaner wundern sich: «Warum sind Schweizer so dünn?»

Alexander König
Alexander König

Bern,

In der Schweiz lebende Amerikaner wundern sich, warum Schweizer so «dünn» seien. Bewegen sie sich mehr? Oder essen Amerikaner einfach mehr Fast Food?

Schweizer
US-Amerikaner wundern sich, warum Schweizer so dünn seien. Einige spekulieren, es sei, weil wir mehr laufen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Amerikaner fragen sich, warum es in der Schweiz so viele «dünne Menschen» gibt.
  • Online wird über die Gründe gemutmasst: Ist es, weil wir Schweizer einfach mehr laufen?
  • So einfach ist das nicht, weiss eine auf Ernährung spezialisierte Psychologin.

«Mal ernsthaft, warum sind junge Schweizer so dünn?» – fragt ein in der Schweiz lebender US-Bürger auf Reddit. Viele andere zugezogene Amerikaner stellen sich dieselbe Frage.

Der Post geht viral, inzwischen sind mehrere hundert Antworten von anderen Usern eingegangen.

Ein Nutzer meint etwa: «Wir in der Schweiz haben Städte, die man gut zu Fuss oder mit dem Velo durchqueren kann.» In der Schweiz sei man im Gegensatz zu den USA zudem nicht so stark auf das Auto angewiesen. Wir laufen also einfach mehr. Doch ist das der wirkliche Grund?

Sind Sie zufrieden mit Ihrem Gewicht?

Nau.ch hat bei der Ernährungspsychologin Ronia Schiftan nachgefragt. «Tatsächlich hat der Stadtbau einen Einfluss darauf, wie viel Menschen laufen.» Doch gebe es nicht den «einen» Grund, warum wir Schweizer im Vergleich zu Amerikanern relativ dünn seien.

Sind Schweizer gebildeter als US-Amerikaner?

«Oft wird fälschlicherweise zum Beispiel der Bildung ‹Schuld› gegeben», weiss die Therapeutin. «Aber das ist falsch: So schlussfolgern die Menschen ‹Aha, jemand ist dick, also ist er doof.›» Die Antwort sei deutlich komplexer.

Mit den USA und der Schweiz vergleiche man zwei total verschiedene Ausgangslagen. Es gebe genetische Faktoren und auch einen systemischen Teil: «Wie ist die ÖV-Anbindung, wie ist das Bildungssystem und wie sind die Städte aufgebaut? Das ist gar nicht so einfach zusammenzufassen.»

Auch hoch verarbeitetes Essen spielt eine Rolle. Es ist günstiger als gesunde Lebensmittel. In den Staaten kostet Fastfood wie Burger und Pommes besonders wenig.

Und der sozioökonomische Status – also Geld – ist einer der grössten Faktoren, der zu hohem Gewicht führen kann. «Wer wenig Zeit und Geld hat, greift eher zum Fastfood, als sich etwas Gesundes zu Kochen.»

Andere Einflüsse sind auch Genetik, das Klima und Grünflächen. Schiftan hält fest: «Wenn man in einem geschlossenen Gebiet aufwächst und nur mit dem Auto in die Schule fahren kann, sind das andere Bedingungen, als wir sie kennen.»

Esskultur ist grosses Thema

Mit Hinblick auf die Unterscheidung zwischen «dick »und «dünn» merkt Schiftan an: «Nur anhand des Aussehens lässt sich keine Aussage über die Gesundheit treffen.» So könne jemand, der dünn ist, aber täglich Fastfood isst, ungesünder als eine dicke Person sein, die sich bewusst ernährt.

Die Gesundheitsexpertin appelliert: «Wir müssen endlich lernen, dass unsere Gesundheit massgeblich auch von unserer Umwelt geprägt ist. Da muss die Politik mit ansetzen.»

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