Amnesty International unterstützt Flüchtlingshelferin vor Gericht
In Sion steht die 73-jährige Menschenrechtsaktivistin Anni Lanz vor Gericht. Sie wurde wegen Schlepperei verurteilt. Amnesty International sieht das anders.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute Mittwoch findet die Berufungsverhandlung um Anni Lanz wegen Schlepperei statt.
- Die 73-Jährige wurde in erster Instanz verurteilt, sieht sich aber als Fluchthelferin.
- Amnesty International unterstützt Lanz und fordert einen Freispruch.
Wegen Schlepperei wurde die 73-jährige Anni Lanz am 7. Dezember letzten Jahres in erster Instanz zu einer Busse über 800 Franken verurteilt. Die Menschenrechtsaktivistin zog das Urteil weiter. Dabei erhält sie prominente Unterstützung: Amnesty International fordert ihren Freispruch.
Via Domodossola in die Schweiz
Für Anni Lanz begann die Geschichte im Februar 2018. Damals brachte sie einen abgeschobenen Afghanen von Domodossola aus zurück in die Schweiz. «Der Mann kam über Italien in die Schweiz und suchte hier Asyl. Anschliessend wurde er zurück nach Italien geschickt», erklärt Muriel Trummer, Expertin für Asyl bei Amnesty International.
Dies sei passiert, obwohl der Mann psychisch schwer traumatisiert gewesen sei. Und obwohl seine Schwester und sein Schwager bereits in der Schweiz lebten. Italien fühlte sich für den Mann nicht verantwortlich, da zuvor kein Asylesuch in Italien eingegangen war. Somit fand er keinen Platz in italienischen Asylheimen und landete bald auf der Strasse.
Amnesty International fordert Freispruch
Trummer setzt sich mit Amnesty International für einen Freispruch ein: «Wenn jemand in einer solch schrecklichen Situation ist und jemand zu Hilfe kommt, darf das nicht bestraft werden.» Laut Trummer hätte der Afghane in seinem Zustand gar nicht nicht zurück nach Italien geschickt werden dürften.
Die Organisation fordert aber nicht nur den Freispruch für Lanz, sondern eine Anpassung des Ausländergesetzes: «Das Parlament muss aktiv werden. Wenn jemand aus Solidarität einer anderen Person hilft, darf das nicht bestraft werden.»