Analyse beleuchtet Risiken von Munitionslager
Statistisch könnte es im Berner Oberland alle 300 Jahre explodieren. Grund dafür ist ein verschüttetes Munitionslager.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Expertenbericht bestätigt die Gefahr, die vom Munitionslager Mitholz BE ausgeht.
- Das Risiko sei «nicht akzeptabel», heisst es im Bericht deutlich.
In dem 1947 verschütteten Munitionslager der Armee im Berner Oberland könnte es statistisch gesehen alle 300 Jahre zu einer kleineren Explosion kommen. Dies geht aus einer neuen Risikoanalyse hervor.
Bereits im Juni war bekannt geworden, dass von dem Munitionslager Mitholz BE im Kandertal eine grössere Gefahr ausgeht als bisher angenommen. Nun liegt ein Expertenbericht vor. Das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) präsentierte die Ergebnisse am Montagabend den Menschen in Kandergrund.
Risiko muss gesenkt werden
Sofortmassnahmen für die Bevölkerung drängen sich demnach nicht auf. Mittel- bis längerfristig muss aber das Risiko gesenkt werden. Welche Massnahmen dafür in Frage kommen, wird bis Frühling geprüft.
Das im Zweiten Weltkrieg erstellte Munitionslager wurde 1947 bei einer Explosion verschüttet. Es besteht aus sechs Kammern und einem quer dahinter verlaufenden Bahnstollen, der die Kammern verbindet. Das Lager war seinerzeit mit rund 7000 Tonnen Munition bestückt. Ein Teil flog in die Luft und verschüttete die Anlage.
Warum es zur Explosion kam, ist nie ganz geklärt worden. Als wahrscheinlichste Ursache gilt die Bildung von Kupferazid in Granatenzündern.
Die Munition
Heute werden noch 3500 Tonnen im Berginnern vermutet, darunter Fliegerbomben, Minen, Artilleriemunition, Handgranaten und Treibladungspulver.
Fachleute halten zwei Szenarien für möglich: Eine kleinere Explosion, entsprechend rund einer Tonne Sprengstoff, und ein grösseres Ereignis, entsprechend rund zehn Tonnen Sprengstoff. Ein kleineres Ereignis kann alle 300 Jahre auftreten, ein grösseres alle 3000 Jahre.
Mögliche Auslöser einer Explosion sind etwa Felsstürze im zerklüfteten Berginnern, Erschütterungen durch Erdbeben oder Sprengarbeiten, Kupferazidbildung an Zündern oder Selbstentzündung von Brandgranaten mit weissem Phosphor.
Im Munitionslager und den militärischen Anlagen in unmittelbarer Nähe wären vor allem herumfliegende Trümmer, aber auch toxische Explosionsgase oder der Feuerball eine grosse Gefahr.
Herausgeschleuderte Trümmer können mehrere hundert Meter weit fliegen und Schäden anrichten. Selbst bei einem kleineren Ereignis befänden sich einige bewohnte Gebäude in der bedrohten Zone.