Andreas Meyer wehrt sich gegen strengere Auflagen für SBB
Das Wichtigste in Kürze
- Andreas Meyer wehrt sich gegen strengere Auflagen der Politik bei Beschaffungen der SBB.
- Die Gründe für die Verspätungen und technischen Probleme lägen bei den Lieferanten.
SBB-Chef Andreas Meyer hat sich trotz anhaltender Probleme beim neuen Doppelstockzug «FV-Dosto» in einem Interview gegen strengere Auflagen der Politik bei Beschaffungen ausgesprochen. Das Gesetz sei bereits heute streng und verursache einen grossen Aufwand.
«Wir haben schon jetzt ein sehr enges gesetzliches Korsett bei solchen Beschaffungen, alles wird bis ins letzte Detail geregelt mit einem sehr grossen administrativen Aufwand», sagte Meyer in einem Interview mit den Zeitungen von «CH Media» vom Samstag. Er könne sich nicht vorstellen, wie man die Beschaffungsfreiheit weiter einschränken solle. Die SBB seien und blieben Bestellerin, auch wenn es schwierig sei.
Die Pannen rund um den Einsatz der insgesamt 1,9 Milliarden Franken teuren SBB-Fernverkehrsdoppelstockzüge des Herstellers Bombardier wurde unlängst zum Politikum.
Meyer sieht Hersteller in der Pflicht
Meyer doppelte im Interview nach und hielt an der Kritik am Hersteller Bombardier fest, die sein Unternehmen bereits vergangene Woche geäussert hatte. Meyer schiebt die Schuld für die Verspätungen und technischen Probleme dem Lieferanten in die Schuhe. «Die Gründe für die momentane Situation liegen klar bei Bombardier.» Der Lieferant sei in der Pflicht, dieser habe sich um den Auftrag beworben.
Insgesamt kostet der grösste Deal in der Geschichte der SBB 1,9 Milliarden Franken. Bis heute sei ein Drittel der Kaufzahlung beglichen und mit Bankgarantien abgesichert. Über Strafzahlungen für Bombardier werde «im Moment» nicht gesprochen. Gleichzeitig hielt Meyer fest: «Der Vertrag, den wir mit Bombardier abgeschlossen haben, ist ein harter Vertrag mit Strafzahlungen, die über das Übliche hinausgehen.» Details nannte Meyer nicht.
Bombardier sieht Fortschritte
Der Schweiz-Chef von Bombardier, Stéphane Wettstein, hatte sich am Freitag in einem Interview gegen die Kritik am Zug verteidigt. Die Zuverlässigkeit der Züge habe in den vergangen Wochen deutlich verbessert werden können. Er sei zuversichtlich, dass sehr bald ein stabiler Betrieb zusammen mit den SBB etabliert werden könne. Die Probleme beträfen vor allem Türen und Schiebetritte. Es seien keine Sicherheitsprobleme.
Seit Dezember sind zwölf Kompositionen des neuen Zugs im fahrplanmässigen Betrieb. Anhaltende Mängel führten im ersten Betriebsmonat laut SBB allerdings immer wieder zu Zugausfällen und Verspätungen. Die Züge verkehren seit dem Fahrplanwechsel im Dezember vorläufig nur auf der Interregio-Strecke Basel-Zürich-St. Gallen-Chur.