Antibiotika löst bei Schweizern mehr Sorgen aus als Corona
Schweizer ordneten in einer Studie die Gefahr von Corona weit unter anderen Krankheiten ein. Besonders eine mögliche Antibiotika-Resistenz löst Sorgen aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Obschon Corona allgegenwärtig ist, fürchten sich die Schweizer nur wenig davor.
- Grössere Sorgen verursachen Krebs, Demenz oder die Antibiotika-Resistenz.
- Je nach Region gehen Schweizer anders mit Krankheitssymptomen um.
Trotz überragender Debatte über das Coronavirus schätzt die Schweizer Bevölkerung die Infektionskrankheit laut einer Studie als geringe Gefahr ein. Sie fürchtet sich weitaus mehr vor anderen Krankheiten und Antibiotika-Resistenzen sowie verunreinigtem Trinkwasser.
Die Forschungsstelle Sotomo veröffentlichte am Donnerstag eine Studie zum Thema Krankheiten. Bloss für 0,6 Prozent der Befragten ist Corona die Krankheit, vor der sie sich insgesamt am meisten fürchteten. Weitaus grössere Sorgen lösten Krebs (36 Prozent), Demenz (17 Prozent) oder Herz-Kreislauf (6 Prozent) aus.
Nicht die gravierendste Krankheitserfahrung
Die Hauptbefragung wurde Anfang Juni durchgeführt – unmittelbar nach dem bisherigen Höhepunkt der Pandemie. Für die repräsentative Studie wurden im Auftrag der CSS-Krankenversicherung 4200 Personen aus allen Landesteilen befragt. Die erste Erhebungswelle fand Anfang März statt.
Nur 0,3 Prozent gaben zudem an, dass die Infektion mit dem Virus ihre bisher gravierendste Krankheitserfahrung gewesen war. Die Studienautoren führten dies nicht zuletzt auf Präventionsmassnahmen zurück. Dank diesen sei Corona für die wenigsten Menschen in der Schweiz eine gravierende Krankheitserfahrung, heisst es im Studienbericht.
Antibiotika-Resistenzen am gefährlichsten
Insgesamt waren 38 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Pandemien ein grosses Risiko für die Gesellschaft darstellen würden. Damit liegt Corona etwa hinter psychischen Erkrankungen (63 Prozent). Eine grössere Gefahr sahen die Befragten dagegen in Antibiotika-Resistenzen (72 Prozent). Über die Hälfte (53 Prozent) hielt zudem die Belastung von Trinkwasser durch Hormone und Pestizide für eine grosse Gefahr.
Die Studienautoren schliessen, dass die «vorläufige Eindämmung» des Coronavirus in kurzer Zeit das «Vertrauen in die öffentliche Gesundheit» gestärkt habe. Auch die Wahrnehmung der persönlichen Resilienz vor Gesundheitsgefahren wurde gefestigt.
Dieser «Wahrnehmungswandel» beschränke sich nicht nur auf mögliche Pandemien, sondern beziehe sich auch auf die Gefahr von Antibiotika-Resistenzen. Diese seien als weniger gravierend wahrgenommen worden als noch drei Monate vor der Hauptbefragung.