Auf vielen Bahnsteigen hat es sich noch nicht ganz ausgequalmt
Das Wichtigste in Kürze
- Die Perrons an Schweizer Bahnhöfen werden ab Anfang Juni laufend umgebaut.
- Es wird keinen fixen Stichtag geben, ab wann das Rauchverbot gilt.
- Grosser Widerstand gegen die neuen Regeln ist indes auch in der Schweiz kaum zu erwarten.
Wer am kommenden Samstag markierte Raucherbereiche auf Schweizer Bahnsteigen sucht, wird noch keine finden.
Der Grund ist einfach: Nach monatelangen Vorbereitungsarbeiten wird erst kommende Woche der erste Bahnhof in der Schweiz auf das rauchfreie Regime umgerüstet. Der Verband öffentlicher Verkehr (VÖV) und die SBB wollen am 4. Juni im bernischen Burgdorf über den Stand der Umsetzung und das weitere Vorgehen informieren.
Auch ohne Auskunft des Projektleiters, ist klar, dass es Schritt für Schritt vorwärtsgehen soll. Die Perrons werden ab Anfang Juni laufend umgebaut. Es gibt keinen fixen Stichtag wie bei der Umsetzung des Raucherverbots in Schweizer Zügen im Jahr 2005.
«Sehr personalaufwendig»
Die Gründe sind logistischer Art. Die flächendeckende Einführung von Raucherzonen sei «sehr personalaufwendig», heisst es hinter vorgehaltener Hand. Ausserdem geschehe der Umbau «in operativer Hoheit der Unternehmen des öffentlichen Verkehrs».
Vor allem für kleine Bahnbetriebe bedeuteten die Änderungen auf den Perrons einen grossen Aufwand. Deshalb brauchten sie Zeit, die Neuerungen umzusetzen. Deshalb werden erst rund in einem Jahr alle Bahnhöfe in der Schweiz prinzipiell rauchfrei sein.
Erfolgreicher Test
Die geplanten erweiterten Nichtraucherzonen waren an verschiedenen Bahnhöfen im vergangenen Jahr erfolgreich getestet worden. Wie die Perrons künftig im Detail aussehen werden, wird nächste Woche kommuniziert. Es werde eine pragmatische Lösung mit Symbolen gesucht.
Im europäischen Vergleich waren die Raucherregelungen an den Schweizer Bahnhöfen bisher sehr liberal. Beispielsweise in Frankreich, Italien, Österreich herrscht ein komplettes Rauchverbot in Bahnhöfen, teilweise auch auf Perrons. In Deutschland und Norwegen darf beispielsweise nur in markierten Raucherzonen auf den Bahnsteigen geraucht werden.
Die Deutsche Bahn (DB) zieht zwölf Jahre nach Einführung des generellen Rauchverbots eine positive Bilanz. «Die allermeisten Raucher halten sich an das Rauchverbot und rauchen nur noch in speziell gekennzeichneten Bereichen.» Dies teilte ein Bahnsprecher der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.
Seit diese sogenannten Raucherinseln installiert wurden, werde viel weniger geraucht. Die Verschmutzung der Perrons und Gleise sei stark zurückgegangen. Trotzdem wende die DB jährlich einen hohen zweistelligen Millionenbetrag für die Reinigung der Bahnhöfe auf.
Kein Widerstand erwartet
Grosser Widerstand gegen die neuen Regeln ist indes auch in der Schweiz kaum zu erwarten. 75 Prozent aller Befragten wünschten sich eine Änderung der heutigen liberalen Regelung. Trotzdem habe man bewusst auf die Radikallösung mit einem kompletten Rauchverbot an den Bahnhöfen verzichtet. Aus dem Grund, weil man niemanden vor den Kopf stossen wolle.
Ziel sei eine möglichst hohe Kundenzufriedenheit.