Auffang-Stationen werden mit Igeln überhäuft
Jedes Jahr steigt die Anzahl abgegebener Igel in der Schweiz. Das Igelzentrum Zürich erklärt, ob diese Zunahme vom immer wärmer werdenden Klima abhängt.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz steigt die Anzahl in Auffangstationen abgegebener Igel stetig an.
- Das Igelzentrum Zürich sieht den Grund unter anderem in der wachsenden Meldebereitschaft.
- Co-Leiterin Annekäthi Frei gibt Tipps, wie mit einem gefundenen Igel umzugehen ist.
Die Igelstation Frauenfeld klagt über eine Invasion von unterernährten Igel-Kindern, die in den letzten Monaten in das Auffangzentrum gebracht werden. Noch nie habe man so viele Igel aufgenommen wie dieses Jahr.
Wie «FM1 Today» berichtet, beobachten die freiwilligen Helfer seit zwei bis drei Jahren einen veränderten Biorhythmus der Tiere.
Zwei Igel-Würfe pro Jahr
Man vermute, dass die Igel – wegen des schneller warm werdenden Frühlings – früher Nachwuchs bekommen und schliesslich im Spätsommer und Herbst ein zweites Mal werfen.
Dieser zweite Wurf mit mehreren Igel-Babys sei oft nicht genug vollgefressen für den Winter und werde darum häufig in die Igelstationen gebracht.
«Mehr abgegebene Igel von Jahr zu Jahr»
Annekäthi Frei, Co-Leiterin des Igelzentrums Zürich, widerspricht gegenüber Nau klar den Aussagen der Igelstation Frauenfeld: «Zwei Igel-Würfe pro Jahr sind eher selten.» Späte Geburten und daraus resultierende kleine Igel im Spätherbst seien nichts Neues.
«Es werden generell mehr Igel von Jahr zu Jahr abgegeben. Die Steigerung begrenzt sich dabei jedoch nicht auf die Hauptsaison im Herbst. Auch immer Sommer sind es im Vergleich zu den Vorjahren mehr Igel.»
Der Grund hierfür müsse aber nicht zwingend das Klima sein. Auch die wachsende Aufmerksamkeit und zunehmende Meldebereitschaft der Menschen lasse die Anzahl abgegebener Igel steigen. Zudem könne auch die sinkende Anzahl an Igelstationen im Kanton Zürich ein Grund sein, meint Frei.
Klima beeinflusst Winterschlaf?
Falls das wärmere Klima einen Einfluss hat, dann weniger auf die Anzahl der Würfe, als vielmehr auf den Winterschlaf der Igel allgemein.
Bleibt es im Winter nämlich warm, wachen die Tiere allenfalls früher – also bereits Anfang März oder sogar im Februar – aus dem Winterschlaf auf. Ab und zu bleiben die Igel sogar ganz wach, erklärt die Tierärztin. Dadurch können erste Igel-Geburten bereits gegen Ende Mai beobachtet werden.
Das Igelzentrum Zürich bekommt laut Frei pro Jahr rund 300 bis 350 Igel. Man kümmere sich dabei aber hauptsächlich um kranke und verletzte Igel. Gesunden untergewichtigen Tieren könne im Spätherbst meist direkt am Fundort mit einer Futterstelle geholfen werden.
«Immer eine Fachstelle informieren»
Frei weist dabei nochmals deutlich auf den richtigen Umgang mit gefundenen Igeln hin: «Igel sollten nicht in die eigenen vier Wände genommen werden. Findet man einen unterernährten, kranken oder verletzten Igel, sollte man immer eine Fachstelle informieren.»
Igel sollten zudem niemals gänzlich warm überwintert werden. Sobald ein Tier gesund und genug schwer ist, soll er seinen Winterschlaf abhalten können. Verbringen Igel nämlich den ganzen Winter in der Wärme, schadet dies aus diversen Gründen ihrer Gesundheit.
Die genesenen Igel-Patienten des Igelzentrums Zürich kommen deshalb an den Fundort zurück oder werden in einem Aussengehege überwintert und von dort im Frühjahr ausgewildert.