Avenir Suisse gegen staatliche Bevormundung bei Gesundheitsvorsorge
Der Bund schränke den Konsum von Genussmitteln wie Tabak oder Zucker mit verschiedenen Massnahmen ein. Avenir Suisse verlangt ein Umdenken.
Das Wichtigste in Kürze
- Avenir Suisse findet, dass der Staat den Konsum von Genussmitteln zu stark einschränkt.
- Die Privatwirtschaft soll dafür stärker in die Pflicht genommen werden.
- Ausserdem will man mehr auf Eigenverantwortung statt auf Vorschriften setzen.
Der Staat soll Genussmittel wie Zucker, Tabak und Alkohol unter dem Deckmantel der Gesundheitsprävention nicht zu sehr einschränken und deren Konsum regulieren. Dagegen soll die Privatwirtschaft stärker in die Pflicht genommen werden, heisst es in einer Studie von Avenir Suisse.
Was auf den Tisch komme, sei zunehmend politisch, schrieb Avenir Suisse am Donnerstag zu den Resultaten der Studie «Privat vor Staat – auch in der Gesundheitsprävention».
Lebensmittelindustrie soll aktiver werden
Doch die Lebensmittelindustrie könne in Fragen der öffentlichen Gesundheit auf Präferenzen von Konsumenten effizient eingehen. So sei der Privatsektor vielmehr Teil der Lösung als Ursache des Problems zur Vermeidung nicht übertragbarer Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder erhöhte Cholesterinwerte.
Avenir Suisse fordert als Fazit der Studie eine aktivere Rolle der Lebensmittelindustrie, zum Beispiel mit öffentlichen Selbstverpflichtungen, Branchenvereinbarungen und Labels. Der Privatsektor könne und solle eine Schlüsselrolle einnehmen, sagte Direktor Peter Grünenfelder an der virtuellen Medienkonferenz. Er verfüge über umfassende Marktkenntnisse und könne schnell und flexibel reagieren.
Zudem soll auf Lebensmittelsteuern, zum Beispiel auf Süssgetränke, verzichtet werden, denn diese seien ineffizient und mit viel Bürokratie verbunden. Sie beträfen alle Menschen, auch diejenigen, die Genussmittel bereits einschränken würden.
Zusätzlich solle «die Inkohärenz der staatlichen Wirtschafts- und Gesundheitspolitik beseitigt» werden. Denn einerseits finanziere der Bund Präventionskampagnen, gleichzeitig subventioniere er «die Produktion und den Vertrieb von ungesunden Produkten wie Zucker, Salz, Öl, Käse, Alkohol oder Tabak mit Hunderten von Millionen Franken.»
Lieber Eigenverantwortung statt Vorschriften
Auch die Finanzierung der AHV hänge vom Konsum «sündhafter» Produkte ab, «leisten doch Tabak- und Spirituosensteuer sowie Spielbankenabgaben einen Beitrag von rund 3 Milliarden Franken jährlich». Statt die Handlungsfelder des Staates bei der Bekämpfung von nicht übertragbarer Krankheiten auszuweiten, würde ein Abbau dieser Widersprüchlichkeiten der Glaubwürdigkeit der Politik guttun, schrieb Avenir Suisse weiter.
Nicht zuletzt blenden laut Avenir Suisse die Gesundheitsbehörden in Bund und Kantonen aus, dass der Konsum von Lebensmitteln, die das Risiko dieser Krankheiten erhöhen, hierzulande beinahe konstant oder zum Teil sogar rückläufig sind. Deshalb setze Avenir Suisse bei Lebens- und Genussmitteln auf Eigenverantwortung statt auf Eingriffe des Staates in die Privatsphäre.
Eine eigentliche «Epidemie des Konsums schlechter Produkte» sei nicht auszumachen, sagte Studienautor Jéròme Cosandey. Letztlich gelte es bezüglich Lösungen im Umgang mit Zucker, Fett, Salz und Co. einen Mittelweg zu finden zwischen Panikern und Skeptikern. Dass man in diesem Bereich etwas unternehme, sei aber wichtig.
Dass die Menschen heute so alt würden, sie letztlich eine Konsequenz des guten Gesundheitssystems in der Schweiz. Das bedeute halt aber auch - ohne zynisch oder herzlos sein zu wollen - «dass wir heute viel überleben und am Schluss oft an nicht übertragbaren Krankheiten sterben».