Barbie-Film: Feministin zerreisst «feministischen» Blockbuster
«Feminismus als Marketing-Instrument», «unerträglich kitschig» und «männerverachtend» – eine Feministin findet für den neuen Barbie-Film klare Worte.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Hype um den Barbie-Film spielte über eine Milliarde US-Dollar ein.
- Gefeiert wird insbesondere der feministische Aspekt des Films.
- Eine Feministin sieht dies anders, und unterstellt den Machern Pseudo-Feminismus.
Der Hype um den neuen Barbie-Film ist gross. Von Kritikern wird er als «feministisches Meisterwerk» gefeiert. Innert kürzester Zeit spielte er über eine Milliarde Dollar ein.
Doch nicht alle Feministinnen blasen ins selbe Horn. So etwa Clivia Koch, Präsidentin von Wirtschaftsfrauen Schweiz. Sie setzt sich für Frauen in der Wirtschaft ein und kritisiert den Streifen gegenüber Nau.ch aufs schärfste.
So lebten die Puppen im Film «in einer unerträglich kitschigen Plastikwelt, in der die Farbe Rosa dominiert». Das Leben bestehe aus «stupiden Abläufen, aufgezwungener Freundlichkeit und dümmlichen Dialogen».
Koch zum Barbie-Film: «Männer darin dumm und überflüssig»
Das Patriarchat, also eine von Männern dominierte Welt, werde genauso klischeehaft und plakativ dargestellt wie das Matriarchat.
Die erste Hälfte spielt in der von Frauen regierten Barbie-Welt. Die zweite in der «echten» Welt.
Koch schüttelt den Kopf: «In der echten Welt stellt der Film das männliche Geschlecht dar, als ob jeder Mann Frauen als Objekt ansehe.» Als wäre das nicht genug, würden «die Männer ausnahmslos als dumm, unbeholfen und komplett überflüssig dargestellt».
Die Produzenten nimmt Koch aufs Korn: Ihnen gehe es eher um ein Gegeneinander, statt um ein Miteinander.
Clivia Koch, eine Frau, die über 30 Jahre Erfahrung in Führungspositionen mit sich bringt, bemängelt: «In der Barbie-Welt werden alle Führungspositionen ausschliesslich von Barbies bekleidet. Qualifikation spielt definitiv keine Rolle.»
Mit Hinblick auf die «echte» Welt moniert sie: «Natürlich gibt es Männer, die ihre Macht missbrauchen. Aber daraus ableiten zu wollen, dass Männer für jedes Übel dieses Planeten verantwortlich sind, ist eindimensional gedacht.»
«Feminismus als Marketing-Instrument»
Koch spricht von «Feminismus als Marketing-Instrument». Eine eigentlich wichtige Bewegung würde kommerziell ausgenutzt.
Männer und Frauen würden zudem «einmal mehr in «klischeehafte Schubladen» gesteckt. Das ganze fühle sich an wie ein schlechter Marketing-Gag.
«Männerverachtend und frauenverachtend»
Der Barbie-Film tappe zudem in eine bekannte Falle: «Statt die Chance zu nutzen, die Rolle von Frauen und Männern differenziert, realitätsnah zu beleuchten, verfällt er in stereotype Darstellungen.» Der Film sei «männerverachtend und ungewollt frauenverachtend».
Kochs Appell: «Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft lernen, über Stereotype und Klischees hinauszudenken und eine echte Gleichberechtigung anzustreben.»
Männer und Frauen dürften nicht in Schubladen gesteckt werden. So handle es sich immer um Individuen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. «Nur so können wir eine wirklich gerechte und vielfältige Gesellschaft schaffen.»
Femswiss: «Barbie-Film ist ein Blockbuster und eine Geldmaschine»
Dem Film deutlich positiver gesinnt ist Anika Thym, Geschäftsleiterin des Vereins Feministische Wissenschaft Schweiz: «Ich denke, der Barbie-Film macht deutlich, inwiefern wir vor allem tatsächliche Gleichstellung (...) noch nicht erreicht haben.»
Als Beispiel nennt sie Filmszenen, in denen die Objektivierung weiblicher Körper und unangenehme Gefühle beschrieben werden. Zwar sei «der Film ein Blockbuster und eine Geldmaschine». Dennoch reagiere er auf das gesellschaftliche Bedürfnis nach neuen und vielfältigen Vorbildern und «ist damit erfolgreich».
Doch auch Thym bemängelt: «Aus Gleichstellungsperspektive hätte der Film noch an Potenzial gewinnen können, wenn er mehr auf Gleichstellung abgezielt hätte.» Männer in der Barbie-Welt müssten sich Gleichstellung genauso hart erkämpfen, wie es Frauen in der «echten Welt» müssen. Das sei falsch.