Baselland: Drittschlechteste Traubenernte der letzten zehn Jahre
Der kalte April und der nasse Mai haben den Reben stark zugesetzt. Insbesondere für die Bio-Winzerinnen und -Winzer war das Regenjahr eine Herausforderung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Traubenernte im Baselbiet fiel dieses Jahr eher mau aus.
- Insgesamt wurde das drittschlechteste Ergebnis der letzten zehn Jahre eingefahren.
- Mit Blick auf die Qualität ist die diesjährige Saison nicht komplett verloren.
Die Traubenernte 2024 ist praktisch vollständig im Keller. Und wenn auch noch nicht ganz alle Posten erfasst sind, so lässt sich bereits jetzt sagen: Das Resultat fällt dieses Jahr dürftig aus – zumindest mengenmässig.
«Im Moment gehen wir von 625 Tonnen aus. Und das ist das drittschlechteste Ergebnis der vergangenen zehn Jahre», sagt Urs Weingartner. Er ist Rebbaukommissär beim Ebenrain-Zentrum in Sissach. Daran dürfte sich selbst dann nichts mehr ändern, wenn in den nächsten Tagen vielleicht da und dort noch ein paar Hundert Kilogramm Trauben dazukommen.
Zieht man in Betracht, dass das Frostjahr 2017 damals fast schon mit einem Streichresultat (190 Tonnen) endete, so ist das diesjährige Ergebnis nach den 480 Tonnen von 2021 eigentlich das zweitschlechteste. Zum Vergleich: 2023 wurden 996 Tonnen eingebracht, im Rekordjahr 2018 gar 1036 Tonnen. Im zehnjährigen Mittel sind es etwa 780 Tonnen.
Ertragseinbruch mit Ansage
Eine Überraschung ist die bescheidene Ernte aber nicht. Eher könnte man sagen: Es ist ein Ertragseinbruch mit Ansage. Die kalte zweite Aprilhälfte hat vielerorts zu Frostschäden geführt – viele Triebe sind erfroren.
Und die zweiten Austriebe seien weniger fruchtbar als die ersten, sagt Weingartner. Auf die Kälte folgte ein ausserordentlich nasser Mai mit Niederschlagsmengen, die teilweise um mehr als das Doppelte über dem zehnjährigen Mittel lagen. Dies führte dazu, dass die Pilzkrankheit «falscher Mehltau» den Pflanzen zusetzte und den Winzerinnen und Winzern viel abverlangte. Denn bei permanent nassem Wetter ist der Pflanzenschutz erheblich erschwert, mitunter gar unmöglich.
«Vielversprechende» Aromatik
Über die Qualität ist damit allerdings noch nichts gesagt. «Da haben wir zum Teil sehr gute Rückmeldungen», sagt Weingartner. So sei etwa die Aromatik vielversprechend, und beim Weisswein sei dieses Jahr der Säuregehalt besser als etwa in heissen Jahren mit sehr hohen Zuckergehalten.
So viel zur Tendenz, sofern man von einer solchen sprechen kann: Das Bild ist laut dem Baselbieter Rebbaukommissär dieses Jahr «sehr heterogen» – die Ergebnisse variierten von Betrieb zu Betrieb. Tatsächlich müssen einzelne Rebbauern beinahe einen Totalausfall hinnehmen oder sich bei den roten Trauben statt auf edle Tropfen auf Rosé- oder Schaumweine konzentrieren. Andere wiederum haben nichts zu klagen.
Normal-Ernte in Muttenz
Zu den glücklicheren Winzern gehört etwa der Muttenzer Urs Jauslin. «Sicher hat es schon mehr Pinot noir gegeben. Aber insgesamt hatten wir praktisch eine Normal-Ernte», sagt er zu «OnlineReports».
Das sei zum einen auf das Mikroklima zurückzuführen, zum anderen aber auch auf die Entscheidungen des Winzers und auf Zufall. Die Fans von Muttenzer Weinen aus dem Hause Jauslin dürfen sich jedenfalls freuen – mit über 96 Oechslegrad ist auch der Zuckergehalt mehr als ansprechend.
Anders sieht es bei den Bio-Winzerinnen und -Winzern aus. Ihnen hat das diesjährige Wetter das Leben schwer gemacht. «Das Regenjahr war für uns eine grosse Herausforderung», sagt Laura Grazioli. Die ehemalige Grünen-Landrätin führt in Sissach zusammen mit ihrem Bruder den Landwirtschaftsbetrieb La Famiglia Fluhberg.
Während man am Fluhberg bei den pilzresistenten Sorten, den sogenannten Piwi-Weinen, relativ gute Erträge erzielt habe, sei der Pinot noir «eher mässig» ausgefallen. Grazioli rechnet demnach nicht damit, dass der 24er ein «Top-Rotwein-Jahrgang» wird.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.