Basler Friedhofs-Rehe werden heute in den Jura umgesiedelt
Der Reh-Bestand auf dem Basler Friedhof Hörnli explodierte dank frischen Grab-Blumen. Jetzt werden die Tiere in einer spektakulären Aktion zwangsumgesiedelt.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf dem Basler Friedhof Hörnli wuchs die Rehpopulation in den letzten Jahren rasant.
- Der Kanton wollte die Tiere abschiessen, wurde jedoch durch Tierschützer gebremst.
- Jetzt werden die Tiere in einer spektakulären Aktion in den Jura umgesiedelt.
Eine Geschichte von Toten und Tieren hält seit Jahren die Region Basel in Atem. Dank idealer Bedingungen ist der Reh-Bestand auf dem Friedhof Hörnli immer weiter angewachsen. Doch heute Mittwoch werden sie aus dem Paradies vertrieben: In einer spektakulären Aktion deportiert der Kanton einen ersten Teil der Tiere in den Jura.
Vom Paradies in die Wildnis
Dafür bastelten Biologen und Wildhüter einen 400 Meter langen Zaun, mit dem ein Teil des Friedhofs abgetrennt wird. Die Tiere werden ins Netz getrieben, eingefangen und markiert. Dann wird jedes in eine Holzkiste gesteckt und in den Jura transportiert. Dort werden sie an unterschiedlichen Orten freigelassen.
Man habe handeln müssen, sagte Regierungsrätin Esther Keller, Vorsteherin des Bau- und Verkehrsdepartements, am Dienstag gemäss der «BaZ». «Etwa zehn Tiere auf dem Friedhof würde es vertragen, zehnmal so viele aber nicht.»
Ob die Tiere sich nach der Reise im Wald zurechtfinden, ist derweil nicht klar. «Die Rehe dürften gestresst werden, das eine oder andere könnte einen Herzinfarkt erleiden und sterben», warnt Biologin Monica Biondo. Zudem dürfen sie nach Ende der Jagdschonzeit normal geschossen werden.
Diät aus Grabes-Blumen liess Reh-Bestand explodieren
Wann genau die Rehe auf dem grössten Friedhof der Schweiz aufgetaucht sind, lässt sich heute nicht mehr sagen. 2020 zählten die Friedhofsgärtner erstmals den Bestand und kamen auf 25 Tiere. Heute sind es mindestens 60.
Die Vierbeiner hatten auf dem Friedhofsgelände keine Feinde. Hinzu kamen praktisch ganzjährig frische Blumen auf den Gräbern, an denen sie sich satt fressen konnten.
Eigentlich wollte die Stadt die Rehe abschiessen. Das Justiz- und Polizeidepartement erteilte 2020 eine Abschussbewilligung. Tierschützer sammelten dagegen jedoch innert kürzester Zeit 80'000 Unterschriften.
Also probierte man es mit stinkender Säure und Drahtgittern. Doch nichts half, bis der Jura sich bereit erklärte, 20 der Tiere aufzunehmen. Funktioniert das, soll auch für den Rest ein neues Zuhause gefunden werden. Mit dieser Lösung können sowohl der Kanton wie die Tierschützer gut leben.