Basler Spital-Mitarbeiter duzten behinderte Patienten
Im Basler Unispital wurden behinderte Patienten von Mitarbeitern geduzt. Als Folge darauf wurde die Stelle einer Behindertenbeauftragten geschaffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Unispital Basel wurde 2017 die Stelle der Behindertenbeauftragten geschaffen.
- Verschiedene Beschwerden von Menschen mit Behinderung führten zu dieser Lösung.
- Unter anderem wurde bemängelt, dass die behinderten Patienten geduzt wurden.
Für Menschen mit Behinderungen in der Schweiz bleibt ein Spitalaufenthalt eine grosse Herausforderung – selbst 20 Jahre nach Einführung des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) und zehn Jahre nach der Ratifizierung der UNO-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK).
Häufig mangelt es an geeigneter Pflege, Betreuung und barrierefreien baulichen Strukturen. Einige Spitäler haben die bestehenden Defizite erkannt und setzen sich aktiv dafür ein, diese zu beheben. So wurde etwa schon 2017 am Unispital Basel die Stelle einer Behindertenbeauftragten geschaffen. Sie fungiert als Vermittlerin zwischen Patientinnen mit Behinderung und dem Gesundheitspersonal.
Der «Beobachter» hat mit Maria Fahrni über ihre Rolle gesprochen. Die Schaffung der Stelle wurde demnach vom Patientenbeirat des Spitals sowie dem Behindertenforum Basel gepusht. Es habe im internen Qualitätsmanagement Beschwerden von Menschen mit Behinderung gegeben, sagt Fahrni.
«Sie beklagten sich über fehlende Kenntnisse der Mitarbeitenden bezüglich ihrer Behinderungen und über Barrieren bei der baulichen Zugänglichkeit.» Ausserdem habe es auch Barrieren in der Kommunikation gegeben. «Manche Patienten mit einer kognitiven Beeinträchtigung wurden zum Beispiel einfach geduzt.«
«Gibt deutlich weniger Beschwerden»
Die Behindertenbeauftragte Maria Fahrni spricht weiter über ihre konkreten Funktionen und erwähnt etwa die Entwicklung eines Eintrittsformulars. Dort würden alle Infos rund um die Behinderung der Patientinnen notiert. «Es wird beim Patientenstammblatt abgelegt, sodass es für die Zuständigen immer zugänglich ist.»
Es gehe darum, sich vorgängig vorzubereiten und etwa einer Rollstuhlfahrerin ein Zimmer mit behindertengerechtem WC anbieten zu können. «Oder bei einem Gehörlosen einen Gebärdendolmetscher organisieren.»
Wen man wisse, was Sache ist, könne man gut agieren, so Fahrni. «Unser Credo ist, dass die Behandlung im Spital der Behinderung angepasst wird.» Für die Mitarbeitenden seien medizinische Standards zum Thema ausgearbeitet worden, sagt die Expertin. Den Betroffenen helfe vor allem eine gute Kommunikation, betont Fahrni.
Fahrni sagt, man schreibe beim Unispital Basel eine «Erfolgsgeschichte» – die Beschwerden hätten deutlich abgenommen. «Wir bekommen nun viel Lob, oft direkt an die Pflege oder die Ärztinnen. Die Patienten sind zufriedener, die Mitarbeitenden auch, und es gibt eine grosse Zeitersparnis.»