Noch nie hat die Stiftung Im Obersteg so viel Geld für ein Bild ausgegeben. «Tanz im Varieté» soll noch in diesem Jahr in Basel ausgestellt werden.
Tanz im Varieté»
Befand sich im Besitz einer Sammlerfamilie aus Baden-Württemberg: «Tanz im Varieté». - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Basler Stiftung Im Obersteg kaufte ein Gemälde für sieben Millionen Franken.
  • Das Bild «Tanz im Varieté» von Ernst Ludwig Kirchner wurde 1911 gemalt.
  • Es galt jahrelang als verschollen.
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Der Basler Stiftung Im Obersteg ist ein veritabler Coup gelungen. Am 7. Juni hat sie bei einer Auktion von Ketterer Kunst in München für fast sieben Millionen Euro das Bild «Tanz im Varieté» von Ernst Ludwig Kirchner ersteigert.

Es handelt sich dabei um ein Ölgemälde aus dem Jahr 1911, das während rund 100 Jahren als verschollen galt. Der Schätzpreis für das Werk lag zwischen zwei und drei Millionen Euro.

Das Bild des deutschen Malers war zum letzten Mal 1923 in Berlin ausgestellt worden und dann aus dem Blickfeld geraten. Jahrzehntelang rätselten Kunstexperten, wo es sein könnte.

Kunstmuseum Basel
Die Basler Stiftung Im Obersteg stellt ihre Privatsammlung dem Kunstmuseum Basel zur Verfügung. - kunstmuseumbasel.ch

Inzwischen ist bekannt, dass sich das Gemälde 80 Jahre lang in einer Privatsammlung in Baden-Württemberg befand. Bis es wieder auftauchte, kannte man es nur als Schwarz-Weiss-Abbildung.

Géraldine Meyer bestätigt gegenüber «OnlineReports» den spektakulären Kauf. Sie ist Kuratorin der Stiftung Im Obersteg. Diese stellt ihre Privatsammlung dem Kunstmuseum Basel als Depositum zur Verfügung und präsentiert sie zu einem grossen Teil auch dort.

Dieses Werk fehlte noch

Meyer ist zufällig auf das Bild gestossen, als sie online bei den Auktionshäusern nach interessanten Angeboten suchte, um die Sammlung der Stiftung zu ergänzen.

«Tanz im Varieté» sei ihr sofort aufgefallen, erzählt die Kuratorin. Das Kunstmuseum besitzt zwar bereits drei Gemälde von Kirchner. Diese stammen aber alle aus der Davoser Zeit des Künstlers und sind ländlich geprägt. Dem Museum fehlte noch ein Werk aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, als Kirchner noch in Deutschland lebte und von Dresden nach Berlin übersiedelte.

Seine Werke, die bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs entstanden, gälten als «herausragend», schreibt das Auktionshaus Ketterer. Sie seien fast ausschliesslich in Museen und in wenigen bedeutenden Sammlungen und seit Jahren nur noch selten auf dem Markt zu finden.

Briefwechsel zwischen Kirchner und Karl Im Obersteg

Mit 120 auf 145 Zentimetern ist auch das Format von «Tanz im Varieté» speziell. Das Gemälde ist laut Ketterer «eines der aussergewöhnlich grossformatigen Bilder im Werk Kirchners». Der Expressionist habe damit seine Faszination für den Tanz verarbeitet.

Für die Stiftung Im Obersteg ist der Ankauf dieses einzigartigen Bildes aber auch aus einem anderen Grund wichtig: In ihrem Archiv befinden sich mehr als 20 Briefe, die Kirchner und Karl Im Obersteg einander geschrieben haben. Der Kunstsammler habe aber selbst nie einen Kirchner besessen, sagt Meyer. «Damit können wir nun diese Lücke schliessen, eine schöne Geschichte erzählen und der Stiftung mehr Gewicht geben.»

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Bisher hat die Stiftung Im Obersteg nur Werke unter einer Million Franken erworben. Es habe ein bisschen gedauert, bis sich der Stiftungsrat einig war, sagt Meyer. Schliesslich gehe es um viel Geld. «Ich habe fast nicht mehr daran geglaubt, dass es klappt.» Am Ende hätten aber alle Stiftungsratsmitglieder zugestimmt und sich über den Ankauf gefreut.

«Tanz im Varieté» wird voraussichtlich in den kommenden zwei Wochen von München nach Basel gebracht. Wahrscheinlich werde das Bild noch in diesem Jahr der Öffentlichkeit gezeigt, sagt Meyer. Bevor es aber im Kunstmuseum ausgestellt werden kann, muss es zuerst restauriert und verglast werden.

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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.

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