Bauernverband kritisiert Rückruf-Kommunikation zu Ethylenoxid
In den letzten Wochen haben Schweizer Detailhändler verschiedentlich sesamhaltige Produkte wegen Ethylenoxid-Verunreinigungen zurückgerufen. Dabei wurde der Stoff oft als «Pflanzenschutzmittel» bezeichnet. Der Schweizerische Bauernverband (SBV) kritisiert diese Kommunikation als «kompletten Unfug».
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bauernverband regt sich über die Kommunikation bei der Ethylenoxid-Rückrufaktion auf.
- Es handle sich dabei nicht um ein Pflanzenschutzmittel sondern ein Konservierungsmittel.
- So werde «völlig ungerechterweise» die Landwirtschaft einmal mehr verantwortlich gemacht.
Mit dem Stoff würden verpackte Lebensmittel vor Verderb geschützt, bevor sie in den Export gingen. Es komme in der Landwirtschaft nicht zum Einsatz. Tatsächlich ist Ethylenoxid in der Schweiz und Europa verboten.
BLV spricht von «Pestizid»
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hatte Ende November auf Anfrage erklärt, das «Pestizid» werde zur Desinfektion des Sesams verwendet. Pestizid wiederum ist allerdings gemäss der einschlägigen Literatur der Oberbegriff für alle Pflanzenschutzmittel. Darunter eingeteilt sind klassische Pflanzenschutzmittel, aber auch Biozide. Letztere werden unter anderem zur Haltbarmachung und Desinfektion von Lebensmitteln eingesetzt.
Die Forschungsanstalt Agroscope wiederum schreibt auf ihrer Webseite, Pestizide seien Mittel, die eingesetzt würden, um die Gesundheit von Kulturpflanzen zu erhalten und ihrer Vernichtung durch Krankheiten und Schädlingsbefall vorzubeugen.
Die «falsche Kommunikation» der Detailhändler zu ihren Rückrufen suggeriert laut SBV «völlig ungerechterweise», dass einmal mehr die Landwirtschaft die Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten gefährde. Der Verband fordert die Detailhändler deshalb in seiner Mitteilung auf, ihre Kommunikation umgehend entsprechend zu korrigieren.
Die Fälle bestätigen zudem laut Ansicht des SBV, dass die Schweiz immer mehr die Kontrolle über die Art und Weise der Produktion von Lebensmitteln verliere, wenn immer mehr davon importiert würden.