Bei Corona-Arena: Komiker Marco Rima outet sich als Corona-Rebell
Eine etwas andere Arena, verspricht Moderator Sandro Brotz. Nicht etwa Politiker waren am Freitagabend eingeladen, sondern Direktbetroffene.
Das Wichtigste in Kürze
- Arena-Moderator Sandro Brotz verspricht einen Perspektivenwechsel in der Arena.
- Gäste in der Arena waren etwa Spitzensportlerin Kambundji und Komiker Rima.
- Wie gehen Direktbetroffene mit der Corona-Krise um?
«Was macht das Virus mit uns allen?» Diese Frage stellt Moderator Sandro Brotz in der gestrigen Arena - und verspricht einen Perspektivenwechsel.
Brotz fragte nach bei Direktbetroffenen. Etwa bei Spitzensportlerin Mujinga Kambundji, dem Kabarettist Marco Rima, bei der Coiffeuse Pierina Fretz und dem Hotelier Beat Bührer.
Es sind für einmal nicht die Politiker, die im Zentrum der Sendung stehen. Die Vertreter aus Wirtschaft, Behörden, Gewerkschaft und Bildung sind lediglich zugeschaltet.
Kambundji: «Viel Zeit zum Ausmisten und Backen»
Eigentlich wäre sie jetzt im Trainingslager, beginnt Mujinga Kambundji zu Beginn der Sendung. Ende Monat hätte bei ihr die Saison gestartet - wohl eine der Wichtigsten ihrer Karriere, wie sie betont. Nun habe sie «viel Zeit zum Ausmisten und Backen, wie viele andere auch».
Und hadert die schnellste Frau der Schweiz damit, fragte Brotz nach. Es werde schon ein spezieller Sommer, so die 27-Jährige.
Dieses Jahr werde gar nichts stattfinden. «Das grosse Ziel vor Augen fehlt.» Sie sei aber froh, dass sie ihre Trainings habe.
Und wie ist es mit dem Hometrainer, hakte Brotz nach. «Stinkt es ihnen?» «Ja!», gibt die Bernerin schmunzelnd zurück.
Marco Rima: Familie werde anders gelebt
Dem Komiker Marco Rima hingegen ist es nicht zum Lachen zumute. «Es gab Momente, wo ich gelitten habe», so der Comedian. Nun sei auch er zuhause am entrümpeln und räumen.
Doch gäbe es auch Positives: Die Familie werde anders gelebt. Und natürlich sei auch Homeschooling ein grosses Thema bei der Familie Rima.
Sorgen macht er sich vor allem für seine Kollegen: Künstler, die «von null auf hundert arbeitslos geworden sind».
Das betreffe nicht nur die Kabarettisten. Auch die Leute hinter den Kulissen, Ton- und Lichttechniker und so weiter, müssen sich nun neu organisieren. Das sei schlichtweg «brutal». Nun sei es wichtig, dass diese Unterstützung bekämen.
Rima selbst würde im Oktober mit seinem neuen Programm Premiere feiern. Er freue sich riesig, aber da man nun keine Ansagen machen kann, sei die Freude gar nicht mehr da.
Rima freut sich über Corona-Rebellen
«Die Schweizer sind super unterwegs», ist Rima überzeugt. Er wolle nun die Normalität wieder retour. Der Shutdown sei richtig gewesen. Doch das Leben müsse wieder stattfinden.
Es brauche nun Verantwortung jedes einzelnen. Dann könne man auch wieder aufeinander zugehen. «Ich glaube, es wird nicht mehr lange dauern. Wir müssen auch nicht Angst vor einer zweiten Welle haben», so ein optimistischer Rima.
Woraufhin Brotz entgegnet: «Jetzt sind sie auch ein Epidemiologe geworden.»
Er halte sich an die Regeln. Doch er freue sich auch über Jugendliche, die «zu acht oder neunt alles anders machen, weder was verordnet ist». Dies einfach weil sie sich unverwundbar fühlen würden. «So waren wir auch», betont der Komiker und wünscht sich, dass man wieder etwas milder wird mit den Regeln.
Ob das ein Aufruf zu zivilem Ungehorsam sein, fragte Brotz nach: «Nein, aber es gehört zu unserem leben. Wir können nicht einfach alle kontrollieren.» Man sei nun auf einem guten Weg. Die Lösung sei nun das Verhalten, wie man darauf reagiere.
Coiffeuse mit gemischten Gefühlen
Seit Montag ist das Geschäft von Hair-Stylistin Pierina Fretz wieder geöffnete. Nach den sechs Wochen Stillstand schaue man schon mit gemischten Gefühlen auf die Lockerung. Sie, aber auch die Kunden, seien von der Situation verwirrt, etwa was die Schutzmassnahmen betreffe.
Erst am Donnerstagabend vor der Öffnung wusste sie überhaupt, was sie für die Schutzmassnahmen benötigte. «Es war schwierig, die Schutzmaterialien zu organisieren», so Fretz. Mit schwerem Herzen habe sie sich für einen Corona-Preisaufschlag für die Umstände entschieden. Für einen Umstand, wo weder sie noch die Kunden etwas dafür könnten.
Hotelier sieht 11. Mai zuversichtlich entgegen
Einen Lichtblick sieht Beat Bührer: Die Schockstarre sei nicht mehr vorhanden, so der Hotelier. Jetzt sei man fleissig am arbeiten und planen. Etwa an Schutzkonzepten.
Allgemein vertraue er dem Bundesrat. «Ich bin froh, dass sie die Verantwortung übernehmen.»
Insgesamt würde er dem Rat eine gute Note geben. Er schaue nun zuversichtlich auf eine gewisse Lockerung ab dem 11. Mai.
Zugeschaltet zeigen sich Gewerkschaftsvertreter Daniel Lampart und EconomieSuisse-Direktorin Monika Rühl ungewohnt geeint. «Alle sitzen im gleichen Boot», so Rühl.
Man sehne sich nun nach Normalität. Dafür brauche es nun Schutzkonzepte, welche die Wirtschaft vorlegen will. «Schutzkonzepte sind der Weg, den wir gehen müssen.»
Man kämpfe auch mit einer anderen Welle, so SGB-Chefökonom Lampart. Eine Welle der Arbeitslosen. Man müsse nun zurück zur Normalität. Nun sei der Zeitpunkt von Lockerungen zusammen mit Schutzkonzepten.
Schulstart am 11. Mai
Danach ist die oberste Bildungsdirektorin Silvia Steiner zugeschaltet. Am 11. Mai gehen die Schulen wieder auf. Doch jeder Kanton reagiere anders.
Was halte sie von diesem Flickenteppich, will Brotz wissen. Das möge von aussen so aussehen. Doch bei der Schweiz handle es sich um einen föderalen Staat. Die Kantone würden den lokalen Gegebenheiten Rechnung tragen.
Die Rahmenbedingungen seien aber für alle Kantone auf gleicher Linie. Jetzt gelte es die Volksschule wieder hochzufahren, das Vertrauen zu gewinnen.
Schulleiter Jethro Gieringer - ebenfalls zugeschaltet - erklärt, dass es ihm schon mulmig zumute sei. Und es gäbe noch eine Vielzahl offener und komplexer Fragen.
Rima, selbst Vater schulpflichtiger Kinder, schliesst: Die Kinder würden sich auf die Schule freuen. Und die Eltern, dass das Homeschooling aufhört und die normale Schule wieder anfängt.
Auch Kambundji geht wieder zurück zur Schule. Sie hat sich für mehrere Vorlesungen an der Uni eingeschrieben. Wichtig sei es: «Die Zeit positiv zu nutzen».