Beissen und Kratzen – Gewalt auf Spitalpersonal nimmt zu

Elena Temelkov
Elena Temelkov

Bülach,

Gewalt gegen Pflegepersonal in Spitälern nimmt zu. Nach Vorfällen im Berner Inselspital berichten auch Angestellte im Spital Bülach ZH von ihren Erfahrungen.

Gewalt
Gewisse Spitäler haben mit körperlicher und verbaler Gewalt gegen das Spitalpersonal zu kämpfen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Inselspital Bern verzeichnet eine Zunahme von Gewalt gegen das Spitalpersonal.
  • Im Spital Bülach ZH hat die körperliche Gewalt auch leicht zugenommen.
  • Die Notaufnahme und Altersmedizin sollen dort am meisten von Gewalt betroffen sein.

In gewissen Spitälern ist das Pflegepersonal nicht nur mit medizinischen Herausforderungen konfrontiert. Sie müssen auch mit verbaler und körperlicher Gewalt umgehen.

Kürzlich berichtete das Inselspital Bern über eine Zunahme von Gewalt gegen das Spitalspersonal auf der Notfallstation. Dabei verzeichnete die Inselgruppe über 2000 Vorfälle in den letzten Jahren.

Auch im Spital Bülach ZH sorgte ein Vorfall während der Corona-Pandemie besonders für Aufsehen. Damals sei eine Frau in die Notaufnahme des Spitals gekommen: «Sie sagte, sie wolle uns mit Covid helfen. Dann erwähnte sie, dass sie eine Bombe im Rucksack habe.» Dies sagt Christoph Schreen, langjähriger ärztlicher Leiter des Notfalls im Spital Bülach, gegenüber dem «Tagesanzeiger».

Es habe sogar Fälle gegeben, in denen Mitarbeiter verfolgt oder mit einem Messer bedroht worden seien. «Aber das ist glücklicherweise einmal in vier Jahren passiert», so Daniela Pfeifer-Stöhr, Direktorin Pflege und Therapien.

Gewalt bleibt auch in Bülach ein Problem

Nach der Corona-Pandemie sind jedoch die Zahlen allgemeiner Gewalt im Spital Bülach zurückgegangen. Ein während der Pandemie eingesetzter Sicherheitsdienst sei nicht mehr notwendig.

Trotzdem bleibt Gewalt in dem Spital ein Problem. Denn: Das Spital hat einen leichten Anstieg der körperlichen Gewalt festgestellt. Dies etwa in Form von Beissen, Kratzen, Schlagen und Treten.

In den letzten zwei Jahren seien jeweils rund 60 Fälle von verbaler oder körperlicher Gewalt gemeldet worden. Keiner davon sei aber strafrechtlich verfolgt worden.

Wer ist am stärksten betroffen?

Die meisten Verletzungen des Personals seien jedoch nicht schwerwiegend: «Zerrungen oder kleine Wunden», erzählt Pfeifer-Stöhr.

Die Notaufnahme und die Altersmedizin sind demnach am stärksten von Gewalt betroffen. «Auf der Bettenstation sind es oft ältere Menschen, die sich krankheitsbedingt aggressiv verhalten, etwa aufgrund ihrer Demenz.»

Waren Sie in Ihrem Job schon einmal körperlicher oder verbaler Gewalt ausgesetzt?

Zudem betont Schreen zu der Patientenaufnahme: «Weil sie sich als Notfall empfinden, erwarten sie eine sofortige Behandlung. Wenn sie diese nicht erhalten, versuchen sie, verbal Druck auszuüben.»

Vorbeugende Massnahmen

Um solche Situationen zu vermeiden, hat das Spital Bülach verschiedene Massnahmen ergriffen: Im Wartebereich wird nun die voraussichtliche Wartezeit angezeigt und es gibt Pager, die zur Behandlung rufen.

Zudem wurde ein Flyer erstellt, der den Unterschied zwischen Notfallpraxis und Notfallstation erklärt: «Diese kleinen Veränderungen und Aufklärungen haben erstaunlich viel bewirkt», sagt Schreen.

Kommentare

User #2757 (nicht angemeldet)

Man muss unterscheiden zwischen Aggression und Beleidigung durch Patienten und Angehörige, die auf dem Notfall subito ohne stundenlange Wartezeit behandelt werden möchten, und Patienten, die wegen geistiger Verwirrung durch verabreichte Medikamente oder Krankheit das Spital-Personal als Bedrohung empfinden und auf die vermeintliche Gefahr aggressiv oder mit versuchter Flucht reagieren.

User #4499 (nicht angemeldet)

In Afrika ist das normal!

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