Belästigungsvorwürfe auch bei Radiotelevisione svizzera

Keystone-SDA
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Bern,

Nach Belästigungsvorwürfen bei Radio Télévision Suisse (RTS) sind auch Vorfälle bei Radiotelevisione svizzera (RSI) bekannt geworden.

RTS
Im Rahmen von Sparmassnahmen plant der italienischsprachige Rundfunk und Fernsehanstalt der Schweiz RSI den Abbau von 15 Vollzeitstellen. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gegen das Tessiner-Medienhaus RSI wurden 30 Beschwerden eingereicht.
  • Es soll zu Mobbing- und Belästigungsvorfällen gekommen sein.

Jerome Hayoz, Zentralsekretär vom Schweizerischen Syndikat Medienschaffender (SSM), und die Sektion Lugano bestätigten damit am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA Berichte der «Tribune de Genève» und von «24heures» vom Samstag.

Diese hatten von Mobbing- und Belästigungsvorfällen bei RSI geschrieben. 30 Beschwerden sind bei der Sektion Lugano der Mediengewekschaft SSM eingegangen.

Die SRG habe Kenntnis von den eingegangenen Meldungen, teilte die SRG-Medienstelle auf Anfrage mit. Die Westschweizer Vorfälle würden gesichtet und das weitere Vorgehen dazu individuell definiert. Dasselbe Vorgehen sei in der italienischsprachigen Schweiz und bei weiteren Unternehmenseinheiten vorgesehen.

Die dem SSM gemeldeten Fälle würden geprüft und nach Abklärungen kommuniziert. Die SRG sei im Austausch mit den Sozialpartnern.

Betreffend der deutschsprachigen Unternehmenseinheit SRF hiess es beim SSM, man sei mit SRF daran, den Prozess zu definieren, was das Vorgehen bei allfälligen Meldungen von Belästigung betreffe. Gespräche seien am laufen.

Externe Stellen untersuchen die Vorwürfe

Zwei externe Stellen untersuchen derzeit die kürzlich bekannt gewordenen Belästigungsvorwürfe bei RTS. Die interne Revision der SRG überprüft zudem mit externer Unterstützung die vorhandenen Instrumente zum Schutz der persönlichen Integrität der Mitarbeitenden.

Der ganze Verwaltungsrat und er selber stünden ein für eine lückenlose, unabhängige Untersuchung der Fälle bei RTS sowie der Verantwortlichkeiten und der Tauglichkeit der vorhandenen Instrumente zum Schutz der persönlichen Integrität, liess sich SRG-Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina in der Mitteilung zitieren.

«Direktion hat weggeschaut»

Die Befragten berichteten in der Recherche von offener Belästigung, ungewollten Küssen, anzüglichen Kommentaren und systematischem Machtmissbrauch. Angeschuldigt wurden drei Mitarbeiter, darunter Darius Rochebin, langjähriger Moderator der RTS-Tagesschau. Die Direktion und die Personalverantwortlichen von RTS hätten konsequent weggeschaut.

Rochebin, der seit Herbst beim französischen Nachrichtensender LCI eine Talk-Show mit berühmten Persönlichkeiten moderiert, hat unterdessen eine Verleumdungsklage gegen «Le Temps» eingereicht.

Die beauftragten Stellen und Personen werden jeweils einen Bericht zuhanden des SRG-Verwaltungsrates verfassen. Voraussichtlich im Februar 2021 sollen Sozialpartner, Mitarbeitende der SRF und die Öffentlichkeit darüber informiert werden.

Auf die Anschuldigungen reagierten die RTS-Direktion und der SRG-Verwaltungsrat Anfang November mit der Bekanntgabe, dass die beiden Führungskräfte vorübergehend suspendiert und zwei unabhängige Untersuchungen eingeleitet wurden. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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