Berner Bettler rüstet sich mit Kartenlesegerät aus
Das Wichtigste in Kürze
- Vielerorts in der Schweiz ist das Betteln verboten – in Bern hingegen nicht.
- Überraschend: In der Hauptstadt sind Bettler sogar mit Kartenlesegerät ausgestattet.
Bettler werden zunehmend kreativ. Das zeigt sich etwa in Bern. Erst kürzlich berichtete Nau.ch, wie zwei Bettler im Bahnhof mit Reisekoffer Pendler wie Verkäufer penetrant angingen – die Hände voller Münzen.
Kreative Bettler gehen nun neue Wege – und rüsten auf Kartenlesegeräte um. Ein Leserreporter berichtet, wie er mit einem Kollegen in einem Café sass. Plötzlich sei ein Mann auf ihn zugekommen habe und nach Bargeld für die Gassenküche gefragt. «Er war ganz anständig, aber ich erklärte ihm, dass ich kein Bargeld auf mir habe.»
Was halten Sie davon, wenn jemand mit Kartenlesegerät bettelt?
Daraufhin habe der Bettler, der sich als Martin vorstellte, erwidert: «Kein Problem, doch wenn Sie mir gestatten anzubieten: Wir nehmen auch Karten!» Und er habe sogleich ein Kartenlesegerät gezückt, so der Leserreporter.
Dieses habe er zum halben Preis ergattern können. «Die Leute haben immer weniger Bargeld auf sich. Auch Menschen in meiner Lebenslage müssen mit der Zeit gehen», erklärte Martin. Tatsächlich gibt es Kartenlesegeräte bereits ab 30 Franken.
Monatliche Gebühren fallen hier keine an – es müssen aber 1,5 bis 2,5 Prozent pro Transaktion abgegeben werden. Voraussetzung ist ein bestehendes Bankkonto sowie eine Bluetooth-Verbindung zu einem Handy mit Internetanbindung.
«Er schien aufrichtig und ehrlich, war nicht aufdringlich und hätte ein Nein sofort akzeptiert. Trotzdem war ich ziemlich verdutzt», schildert der Leserreporter seine Begegnung.
Auf Nachfrage von Nau.ch versichert Martin, dass er Geld für die Gassenküche sammelt. «Ich stehe dazu, was ich mache. In Schweden ist diese Art von Betteln übrigens bereits Usus.»
Bettler mit Kartenleser: Vorreiter Stockholm
Diese Bettel-Art scheint jedoch in der Schweiz ein gänzlich neues Phänomen zu sein. Weder die Kantonspolizei Aargau, Zürich, Solothurn noch Basel-Stadt hat Kenntnis von vergleichbaren Fällen: Ein Mediensprecher der Kantonspolizei Basel-Stadt sagt jedoch schmunzelnd: «Ich habe mich schon lange gefragt, wie lange es dauert, bis ein Bettler auf diese Idee kommt.»
Die Kantonspolizei Bern weist darauf hin, dass keine Statistik über die Art und Weise des Bettelns geführt wird.
Global betrachtet ist das Betteln mit Karte kein neues Phänomen. In Stockholm, Vorreiter des bargeldlosen Bezahlens, ist die Gabe von «Kleingeld» via Kreditkarte seit 2013 Usus.