Berner Psychiatrie-Personal schlägt in offenem Brief Alarm

Milena Zürcher
Milena Zürcher

Bern,

Berner Psychiatrien schlagen Alarm: In einem offenen Brief an Pierre Alain Schnegg fordern über 400 Fachkräfte Hilfe vom Gesundheitsdirektor.

psychiatrie
Eine Pflegefachfrau kümmert sich in einer Psychiatrie um einen Patienten. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehr als 400 Fachkräfte aus Berner Psychiatrien haben einen offenen Brief verfasst.
  • Sie klagen über «Verunsicherung, Angst und Hilflosigkeit» wegen fehlenden Ressourcen.
  • Mit der Versorgungskrise soll sich nun SVP-Regierungsrat Pierre Alain Schnegg befassen.

Der Frust in Berner Psychiatrien ist gross. Mehr als 400 Psychologinnen, Psychiater, Pflegende und Sozialarbeiter wenden sich in einem offenen Brief an Regierungsrat Pierre Alain Schnegg (SVP).

Der Hilferuf erreichte das Rathaus am Montag. Die Botschaft: Die Fachkräfte erleben wegen fehlender Ressourcen «grosse Verunsicherung, Angst und Hilflosigkeit» im Alltag. Als Folge sehen sie ihre eigene Gesundheit zunehmend gefährdet.

Zudem könnten sie ihren Job nicht mehr richtig ausführen, wie eine Pflegefachfrau gegenüber der «Berner Zeitung» erzählt. «Wir sind gezwungen, unsere Patientinnen und Patienten viel schlechter zu behandeln, als wir es wollen und sie es verdienen.»

Zu wenig Pflegende auf Stationen

Es komme etwa vor, dass ein Patient weinend auf sie zukomme, sie aber keine Zeit habe, weil drei andere sie bereits benötigen. Es gebe schlicht zu wenig Pflegende auf der Station. Die Folge sei «moral distress», moralische Gewissensnot.

Verfasst wurde der Brief von sechs Personen, unterschrieben haben ihn aber Betroffene aus dem ganzen Kanton. Dabei handelt es sich um Mitarbeitende von Regional- und Zentrumsspitälern, Universitätskliniken, Tageskliniken sowie Ambulatorien.

pierre alain schnegg
Der Berner Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP) spricht an einer Pressekonferenz. - keystone

«Anstatt dass jede von uns im Stillen schockiert und wütend ist, wollten wir gemeinsam mitteilen, wie sich der Alltag für uns anfühlt», so die Pflegefachfrau.

Mit dem Anliegen soll sich nun die Berner Gesundheitsdirektion beschäftigen. «Wir wollen nicht, dass mit dem Finger auf Missstände in einzelnen Kliniken gezeigt wird», so die Pflegefachfrau weiter. «Denn es geht uns allen gleich. Das kantonale Gesundheitswesen hat ein Grundproblem.»

Haben Sie sich schon einmal psychologisch beraten lassen?

Und dies nicht erst seit gestern: Die Versorgungskrise war immer wieder in den medialen Fokus geraten.

Etwa Fachkräftemangel und steigende psychische Erkrankungen beschäftigen Berner Psychiatrien schon länger. Rasche Lösungen für die Probleme sind derzeit nicht in Sicht.

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