Bernmobil: 90 Rentner und Hobbyfahrer halten Netz am Leben
Immer wieder sitzen bei Bernmobil Rentner, Studenten und Hausfrauen am Steuer. Wurde etwa die Rekrutierung neuer Chauffeure verschlafen? Wir fragen nach.
Das Wichtigste in Kürze
- Bernmobil greift bei Chauffeuren-Engpass auf einen Pool mit zusätzlichen Fahrern zurück.
- Dann sitzen Rentner und Hobby-Fahrer am Steuer.
- Ein Bernmobil-Buschauffeur spricht von «gewaltiger Fehlplanung».
Wer auf dem Strassennetz von Bernmobil unterwegs ist, staunt. Am Steuer der Busse und in den Tramcockpits sieht man immer öfters ältere Semester.
Das hat seinen guten Grund. Dann nämlich, wenn Bernmobil auf seinen riesigen 90-köpfigen-Pool aus zusätzlichen Fahrern zurückgreift.
Wer sitzt am Steuer? «Neben pensionierten Fahrern sind dies Studenten, Hausfrauen, Frührentner und Hobbyfahrer», erklärt Rolf Meyer, Leiter Kommunikation von Bernmobil. «Mit diesen Teilzeiteinsätzen verdienen sie einen Zustupf.»
Das Durchschnittsalter der Hobbyfahrer, die im Stundenlohn bezahlt werden, betrage 61 Jahre. 38 Personen befänden sich im AHV-Alter. Die Alterslimite beträgt 69 Jahre, der jüngste Mitarbeiter im Pool sei 26 Jahre alt.
«Es wurde verpasst, neue Fahrer zu rekrutieren»
Darüber freuen sich nicht alle. Bernmobil-Buschauffeur Franz. A. (Name der Redaktion bekannt), der aus nachvollziehbaren Gründen anonym bleiben will, ärgert sich. «Wir haben das Gefühl, dass es eine gewaltige Fehlplanung gibt. Es wurde verpasst, rechtzeitig neue Fahrer zu rekrutieren.»
In der Woche vor Weihnachten seien einmal gleichzeitig 45 Pensionierte auf dem Netz gefahren. «Da bekommt man schon das Gefühl, dass wir Alten das ganze System am Leben erhalten.»
In früheren Jahren sei das nie so extrem gewesen, sagt Franz. A. zu Nau.ch. «Gerade beim ersten Lockdown waren viele krankgeschrieben, oder mussten wegen der Kinder zu Hause bleiben.»
Keine spezielle Situation im Lockdown bei Bernmobil
Von Fehlern bei der Rekrutierung will man nichts wissen. Meyer: «Es gab nirgends eine Fehlplanung.» Bernmobil habe 550 Festangestellte im Fahrdienst, darunter seien auch die Kontrolleure.
Hinzu kommen noch etliche Mitarbeitende, die in anderen Bereichen wie Werkstatt, Fahr- und Dienstplanung arbeiten und neben ihrer Hauptaufgabe auch regelmässig einzelne Fahrdienste übernehmen.
Das ist eine Menge. Erstaunlich also, dass es die vielen AHV-Fahrer und die «Hausfrauen» am Steuer auch noch braucht.
Und was war während dem Lockdown los? Meyer: «Wir hatten keine spezielle Situation zu verzeichnen.» Na dann, gute Fahrt.