Betreuungsteams sind heute feste Institution
Seit dem Swissair-Absturz 1998 hat sich viel verändert in der Betreuung der Angehörigen – auch dank der Stiftung Carelink.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Swissair-Absturz 1998 wurde sich das Betreuungsteam zu einer festen Institution.
- Heute kümmert sich etwa die Stiftung Carelink um die Angehörigen bei Unglücken.
Vor dem Swissair-Absturz bei Halifax im Jahr 1998 wurde der Betreuung von Angehörigen bei Unglücken noch kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Mit dem grossflächigen Einsatz von Careteams beim Flugzeugunglück vor der Ostküste Kanadas bei Halifax hat sich dies geändert.
Die Stiftung Carelink wurde gegründet. Sie kümmert sich um Angehörige, bei schweren Unglücken, aber auch Gewaltakten oder Todesfällen in Firmen.
«Seit Jahresbeginn hatten wir rund achtzig Einsätze», sagt Franz Bucher. Er war Mitglied des Swissair-Careteams beim Absturz vor 20 Jahren und übernahm nach der Jahrtausendwende bis 2016 die Geschäftsführung der aus dem tragischen Unglück hervorgegangenen Stiftung Carelink. Seit seiner Pensionierung Ende 2016 ist er Mitglied des Stiftungsrats.
«Nach dem Unglück wandten sich die SBB an die Swissair. Sie hatten festgestellt, dass sie ebenfalls eine solche Organisation bräuchten, zum Beispiel im Falle eines Bahnunfalls», erinnert sich Bucher.
Gemeinsam wollten die beiden Unternehmen eine dauerhafte Organisation aufbauen. Wegen des Groundings der Swissair wurden Bucher und einer seiner Kollegen bei den SBB angestellt, damit das Wissen und die Erfahrungen bewahrt werden konnten. Heute ist die Carelink eine selbständige Stiftung und die SBB sind eine ihrer Kunden.
Tatsächlich wurden die Careteams bald darauf wieder benötigt, zum Beispiel beim Absturz der Crossair in Bassersdorf ZH mit 24 Toten im Jahr 2001 oder beim Tötungsdelikt in einer Zürcher Bank im Jahr 2004 mit drei Toten.
«Angehörige sind heute weiter verteilt»
Die Arbeit habe sich in den vergangenen zwanzig Jahren nicht stark verändert. Allerdings seien Angehörigen heute mehr in der Welt verteilt als früher. In den Firmen arbeiteten mehr Fachkräfte, deren Angehörige im Ausland seien - betroffen sind beispielsweise auch Eltern von Secondos und Secondas, welche wieder in ihre Heimat zurückgekehrt seien.
Verändert hat sich auch der Einfluss der Medien, insbesondere der Social Media. Carelink führt bei ihren Einsätzen jeweils ein Medienmonitoring durch, um auf mögliche Bedürfnisse von Angehörigen besser vorbereitet zu sein. Einfacher dürfte dafür im Gegenzug dank der technischen Entwicklung die Kommunikation mit Angehörigen sein.
Mittlerweile hat Carelink rund 300 freiwillige Mitarbeitende, die je nach Notfall aufgeboten werden können. Darunter sind Psychologen und Seelsorger, aber auch Laien. Mit rund 130 Firmen hat Carelink einen Vertrag, welcher einen allfälligen Einsatz regelt. Auch Bund und Kantone haben solche Betreuungsteams, in der Regel kleinere und angegliedert bei der Polizei.