Neue Masche: Betrüger versenden Fake-Bussen fürs Falschparken
Einer Bernerin wird per SMS mitgeteilt, dass sie eine Busse fürs Falschparken zahlen muss – dabei hat sie gar kein Auto. Dahinter stecken Betrüger.
Das Wichtigste in Kürze
- Betrüger versuchen mit einer neuen Masche, an persönliche Daten zu gelangen.
- Sie verschicken SMS mit Fake-Bussen fürs Falschparkieren an wahllos ausgewählte Nummern.
- Den Empfängern wird dabei mit «hohen Strafen» Angst gemacht.
Nau.ch-Leserin Tabea M.* staunt nicht schlecht, als auf ihrem Handy-Display eine Nachricht von einer unbekannten Nummer aufploppt.
«Ihr Fahrzeug wurde am 22. Oktober für das Nichtparken auf dem ausgewiesenen Parkplatz bestraft», steht da.
Und weiter: «Sie müssen diese Angelegenheit sofort ansprechen, da Überschreitung der Frist zu höheren Strafen führen wird.» Darunter befindet sich ein Link, auf den sie klicken soll.
Das macht Tabea jedoch nicht. Der Bernerin ist nämlich sofort klar: Da müssen Betrüger am Werk sein. Denn sie hat doch gar kein Auto – und auch keinen Führerausweis.
Die Schweizerische Kriminalprävention bestätigt gegenüber Nau.ch, dass es sich dabei um eine aktuelle Betrugsmasche handelt.
Und auch Jessica Friedli, Sprecherin der Berner Kantonspolizei, sagt: «Uns wurden aktuell mehrere Fälle gemeldet, bei welchen Bürgerinnen und Bürger eine SMS im Zusammenhang mit einem Ordnungsbussenverfahren erhalten haben.»
Klicken die Betrugsopfer auf den Link, erscheint eine Fake-Webseite im Corporate Design eines Schweizer Polizeikorps. Dort soll man persönliche Informationen eingeben – und Kreditkartendaten.
Auf dem Portal «Cybercrimepolice» haben sich bereits über 30 von der Betrugsmasche Betroffene gemeldet. Haben die Betrüger mit ihrer Phishing-Methode Erfolg, wird die Kreditkarte des Opfers sofort belastet. Die Zwei-Faktor-Authentifizierung wird umgangen.
Täter können ihre Nummer verändern
Die Betrüger senden die SMS mit den Fake-Bussen an wahllos ausgewählte Handynummern. Die Telefonnummer, von der aus Tabea kontaktiert wurde, hat eine britische Vorwahl. Doch das heisst nicht, dass die Betrüger zwingend in Grossbritannien sitzen.
«Erfahrungsgemäss operiert die Täterschaft tatsächlich oftmals aus dem Ausland», sagt Polizei-Sprecherin Friedli. «Die Rufnummer alleine lässt per se aber nicht auf die Herkunft der Kriminellen schliessen.» Um ihre Identität zu verschleiern, verändere die Täterschaft die echte Nummer vielfach so, dass dem Empfänger eine andere angezeigt wird.
Aber was kann man tun, um sich gegen Betrug zu schützen? Die Polizei rät grundsätzlich «zum vorsichtigen Umgang mit zugeschickten Links» – vor allem bei unbekannten Absendern.
«Wer solche Nachrichten über SMS oder E-Mail erhält, sollte sich Zeit nehmen, diese genau zu prüfen. Und sich gegebenenfalls direkt beim angeblichen Absender über die Echtheit der Nachricht erkundigen», so Friedli. «Wurde dennoch auf den Link geklickt, dann sollte man keine persönlichen Daten eingeben.»
Hegt man den Verdacht, dass Daten abgeflossen sind oder missbräuchlich verwendet wurden, wird empfohlen, Anzeige zu erstatten.
* Name geändert.