Wenn ein Hilferuf aus der Ukraine im Postfach landet, sollte man aufpassen. Es kursieren derzeit fiese Betrüger-E-Mails, die an Daten und Geld wollen.
Ukraine
Betrüger geben sich per E-Mail als Ukrainer aus und wollen Schweizer abzocken. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Nau.ch-Leser erhielt ein E-Mail von einem vermeintlichen Ukrainer.
  • Er schreibt, er brauche Hilfe bei einem Projekt.
  • Dabei handelt es sich allerdings um eine miese Masche, genannt Phising.
  • Der Polizei ist die Mitteilung bekannt – und warnt davor.
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«Hallo, ich schreibe aus der Ukraine. Wie sie wissen, befinden wir uns mitten in einem nie endenden Krieg mit Russland. Mein einziges Kind, das Mitglied der ukrainischen Armee war, wurde von den russischen Streitkräften ermordet.»

So beginnt ein E-Mail, das Nau.ch-Leser Lukas I.* erhalten hat. Doch Mitgefühl löst die Nachricht bei ihm keine aus.

«Ich war sehr skeptisch – nicht nur, weil mein E-Mail-Provider die Nachricht als Spam gekennzeichnet hatte», sagt er.

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Dieses E-Mail machte Nau.ch-Leser Lukas I. stutzig – zu Recht!
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Die Polizeien bestätigen: Phishing-Kriminelle lassen sich immer neue «Schauermärchen» einfallen, um Leute abzuzocken.
Computer
Am besten ist: ignorieren und löschen.

Im nächsten Satz schreibt der angebliche Ukrainer Andriy Svyshchuk dann, um was es ihm gehe: Er wolle eine Stiftung in seinem Namen eröffnen. Geld habe er zwar angeblich genug – aber er brauche Hilfe bei seinem Vorhaben.

«Bitte schreiben Sie mir für mehr Details zurück», heisst es abschliessend. Doch dieser Bitte kam Lukas nicht nach. «Der will nur an meine Daten und mein Geld ran», vermutet er.

Gauner wollen Kreditkarten-Daten und Geld

Der Nau.ch-Leser hat den Braten richtig gerochen, wie die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) bestätigt. Die stellvertretende Geschäftsleiterin Beatrice Kübli sagt auf Anfrage: «Das ist eine klassische Phishing-Nachricht.»

Das Konzept: «Die Betrügerinnen und Betrüger schaffen Betroffenheit und appellieren an die Hilfsbereitschaft.» So wollen sie an Kreditkarten-Daten kommen und Geld ergaunern.

«Die Betrügerinnen und Betrüger denken sich meist ein Szenario aus, das möglichst glaubwürdig wirkt», so Kübli. Für die Glaubwürdigkeit werde gerne auf aktuelle Ereignisse Bezug genommen.

Polizei ist Ukraine-Masche bekannt

Auch der Luzerner Polizeisprecher Christian Bertschi bestätigt bei Nau.ch: «Es ist uns bekannt, dass Betrügerinnen und Betrüger kreativ unterwegs sind und immer wieder neue Maschen ins Spiel bringen.»

Zur konkreten Ukraine-Masche kann sich Bertschi nicht äussern, dafür aber seine Zürcher Kollegin Carmen Surber. «Die erwähnte Mitteilung ist der Kantonspolizei Zürich bekannt», sagt sie zu Nau.ch.

Haben schon einmal Betrüger versucht, dich abzuzocken?

«Solche Betrügermails unterscheiden sich jeweils lediglich im Inhalt der Nachrichten und beziehen sich nicht selten auf aktuelle Situationen», so Surber. Das Ziel der Betrüger – an Geld oder Daten zu kommen – sei aber immer dasselbe.

Kriminelle erfinden «Schauermärchen», um Mitleid zu erwecken

Bernhard Graser von der Kantonspolizei Aargau ergänzt, dass die Fantasie bei Phishing-Maschen keine Grenzen kenne. «Und so ist nicht erstaunlich, dass Kriminelle auch Schauermärchen im Kontext zum aktuellen Weltgeschehen erfinden. Um potenzielle Opfer unter Druck zu setzen oder bei ihnen Mitleid zu erwecken.»

Was tun, wenn man einen vermeintlichen Hilferuf aus der Ukraine erhält?

«Solche E-Mail oder Whatsapp-Nachrichten kann man ignorieren oder löschen», rät Beatrice Kübli von der SKP. «Finanzielle Hilfeleistungen für Krisengebiete sollten nur über zertifizierte und bekannte Hilfswerke erfolgen.»

Ukraine-Krieg
Vor solchen angeblichen Hacker-Schreiben warnte «Cybercrime Police» im März 2022. - Cybercrime Police

Der Ukraine-Krieg wird immer wieder von Betrügern missbraucht. Im März 2022 – kurz nach Kriegsausbruch – berichte das Projekt «Cybercrime Police» vor Fake-Spendensammlungen. Zudem gaben sich Gauner als ukrainische Hacker aus – um mit Erpressungsversuchen Kryptozahlungen von Opfern zu ergattern.

* Name von der Redaktion geändert

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