Betterview ist Marktführer für Augenlaserbehandlungen in der Schweiz. Nun erheben gleich mehrere Patientinnen und Patienten Vorwürfe gegen die Firma.
Operation Augen
Jedes Jahr lassen sich in der Schweiz tausende Menschen ihre Augen lasern. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehrere Kunden beschweren sich über den Augenlaser-Marktführer Betterview.
  • Sie beschreiben horrende Schmerzen nach der Behandlung und mangelnde Nachkontrolle.
  • Der CEO wehrt sich im Kassensturz-Studio gegen die Vorwürfe.
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Jedes Jahr lassen sich in der Schweiz tausende Menschen ihre Augen lasern. Der Marktführer ist die Klinikkette Betterview. Der Augenlaser-Anbieter ist seit seiner Gründung im November 2021 im Rekordtempo gewachsen und hat mittlerweile zehn Standorte in der Schweiz.

Auch eine junge Frau, die mit dem Online-Portal «Watson» gesprochen hat, entschied sich für Betterview. Für ihre ausgeprägte Kurzsichtigkeit wurde ihr bei einem Beratungsgespräch in der Filiale in Zürich eine Trans-PRK-Laserbehandlung empfohlen. Wenige Wochen nach diesem Termin schreibt sie eine vernichtende Google-Rezension: «Ich kann Betterview und Trans-PRK niemandem empfehlen und wünsche diese Schmerzen niemandem. Ich würde es nicht wieder tun.»

Hast du deine Augen gelasert?

Die junge Frau hatte ihre Laserbehandlung im September 2023 – zuvor gab es drei Beratungs- und Vorbereitungstermine bei Betterview. Ihre Angst vor der Augenlaser-Operation legte sich jedoch nach jedem Gespräch wieder. Schliesslich hätten ihr die Mitarbeitenden von Betterview versichert, dass durch die Trans-PRK-Behandlung «keine oder nur leichte» Schmerzen entstehen würden.

Doch es kam offenbar alles anders. Am Tag nach dem Eingriff begannen die Schmerzen. Eine Woche lang habe sie unter «den schlimmsten Schmerzen, die sie je erlebt hat» gelitten. «Es hat sich angefühlt, als würde in beiden Augen eine Glasscherbe stecken.»

Die ersten vier Tage verbrachte sie in abgedunkelten Räumen, da schon die geringste Lichteinwirkung starkes Brennen auslöste. «Ich fühlte mich dem Schmerz komplett ausgeliefert.»

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Betterview hat mittlerweile zehn Standorte in der Schweiz und ist Marktführer im Augenlasern. - Screenshot/SRF

Mehrfach habe sie in den Tagen nach der Behandlung mit Betterview telefoniert und von den starken Schmerzen berichtet. Sie konnte zwar für eine Nachkontrolle in die Klinik gehen, fühlte sich in ihrem Leid aber nicht ernst genommen.

Besonders störte sie sich darüber, dass sie vor der Behandlung nicht über die intensiven Schmerzen informiert worden war.

Weitere Augenlaser-Patientinnen- und Patienten mit Beschwerden

Trotz ihres Leidensweges hatte die Behandlung am Ende etwas Positives für die oben erwähnte Frau: Ihre Sehkraft wurde tatsächlich auf 100 Prozent verbessert. Weniger Glück mit Betterview hatten allerdings zwei weitere Kunden, mit denen «Watson» gesprochen hat.

So ist etwa die Rede von Pamela W., der ebenfalls die Trans-PRK-Behandlung empfohlen wurde. Auch bei ihr traten nach dem Lasern starke Schmerzen auf, über die sie sich von Betterview nicht aufgeklärt fühlte. Ihre Sehstärke wurde zwar nach der Behandlung langsam besser, aber «nie richtig gut».

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Die Betterview-Patientin Pamela Weber spricht im «Kassensturz» über ihre negativen Erfahrungen mit dem Augenlaser-Unternehmen. - Screenshot/SRF

Pamela W. sagt: «Seit dem Augenlasern nehme ich helle Lichter verzerrt oder verschwommen wahr.» Die Frau holte sich nach einer Nachkontrolle bei Betterview eine Zweitmeinung ein.

Der andere Augenarzt habe schliesslich erkannt, dass sie eine extreme Vernarbung auf den Augen hatte, welche die schlechte Sehleistung auslöste. «Er ging davon aus, dass ich nach der Augenlaserbehandlung eine Entzündung hatte, die man bei Betterview übersah.»

CEO von Betterview verteidigt sich gegen Vorwürfe

Den Vorwürfen stellte sich im gestrigen «Kassensturz» der CEO und Mitgründer der Augenlaserkette, David Holenstein. In der SRF-Sendung wurde Betterview ebenfalls kritisch beleuchtet mit dem Beispiel von Pamela W. Holenstein betonte, dass es ihnen wichtig sei, dass sie «Qualität liefern» würden – dies aber leider nicht immer möglich sei.

«Wir versuchen aber immer zusammen mit den Kundinnen und Kunden eine Lösung zu finden.» Moderator André Ruch erwähnte daraufhin die Entzündung, die bei Pamela W. festgestellt wurde und wollte vom Betterview-CEO wissen: «Gibt es bei ihnen keine Qualitätskontrolle – das müsste doch auffallen?»

Holenstein antwortete, dass er sich nicht zu dem medizinischen Bericht äussern dürfe. Aber es gebe selbstverständlich Nachkontrollen. «Dort schauen wir immer wieder, wie es dem Kunden geht und ob er zufrieden ist.»

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David Holenstein ist CEO und Mitgründer von Betterview - im «Kassensturz» stellte er sich den Vorwürfen der Sendung. - Screenshot/SRF

Sollte dies nicht der Fall sein, hätten sie ihre Versicherung. Dann würden diese Fälle aufgenommen und «von einer neutralen Sicht» geprüft. «Dann bekommen wir ein Gutachten, wo entschieden wurde, ob wir einen Fehler gemacht. Und falls ja, dann wird natürlich etwas passieren.»

Der CEO wurde danach mit dem Vorwurf konfrontiert, Betterview wolle einfach die Laser-OP verkaufen. Danach kümmere man sich aber nicht mehr richtig um die Kunden. Holenstein meinte: «Es ist wichtig zu verstehen, dass wir im Jahr zehntausend Augen machen. Wir haben einzelne Fälle, die nicht zufrieden sind – ich glaube, das ist in jeder Firma so.«

Sie würden jeden Tag ihr «Bestes geben, damit wir die besten Resultate erhalten.»

Verband reicht Beschwerde ein

Nicht nur Kundinnen und Kunden äussern Kritik an Betterview. Auch die Konkurrenz und der Berufsverband beobachten das Unternehmen skeptisch. Christoph Kniestedt, Augenarzt und Präsident der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft (SOG-SSO), erklärt gegenüber «Watson»: «Wir lehnen die Geschäftspraktiken von Betterview entschieden ab. Allerdings sind weder die Eigentümer noch die Ärzte von Betterview Mitglieder unserer Fachgesellschaft.»

Besonders störend für die SOG sei die Art der Werbung von Betterview. Diese basiere auf Versprechungen, die das Unternehmen nicht einhalten könne. Dadurch werde «der gesamte Berufsstand in ein schlechtes Licht gerückt.» Im Mai habe die SOG aufgrund der «irreführenden Werbung» eine Beschwerde bei der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich eingereicht.

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