Bielerin (64) fällt auf Betrüger-Toyboy (32) herein
Immer mehr Seniorinnen reisen ins Ausland, um junge Lover zu finden. Doch einige suchen auch direkt vor der Haustür. Das zeigt ein Vorfall aus Biel BE.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine ältere Frau lernt beim Spazieren in Biel einen 32-Jährigen kennen.
- Sie verliebt sich in ihn und überweist ihm Geld für ein gemeinsames Haus in Ghana.
- Doch dann stellt sich heraus: Er war eigentlich verheiratet – und nur auf Geld aus.
Die Zahl der europäischen Frauen, die für Sex oder Liebe ins Ausland reisen, nimmt laut einer Expertin zu. Doch einige Schweizerinnen gehen nicht so weit – sie suchen direkt vor der Haustür einen jungen Lover.
Privatdetektiv Max Steiner von der Basilisk-Detektei in Reinach BL erinnert sich bei Nau.ch an einen solchen Fall, der böse endete.
«Ich hatte einmal eine 64-jährige Kundin, die von einem jungen Mann übers Ohr gehauen wurde. Sie hat den Mann – soweit ich mich erinnere, aus Ghana – beim Spazieren in Biel kennengelernt.»
Bielerin überweist Toyboy 100'000 Franken
Der Mann ist mit 32 Jahren deutlich jünger als die Schweizerin, die kurz vor der Pensionierung steht. Sie verliebt sich in ihn, die beiden gehen eine Beziehung ein.
«Sehr früh schon hat er sie um grössere Geldbeträge gebeten. Direkt waren es um die 2000 Franken, nach denen er fragte», erzählt Steiner.
Eine Geschichte, die der junge Afrikaner der Bielerin auftischt: Er wolle Land in Ghana kaufen, damit die beiden nach ihrer Pensionierung dort ein schönes Leben führen können. Sie glaubt ihm jedes Wort. Immer wieder fliessen Geldbeträge, insgesamt um die 100'000 Franken überweist die 64-Jährige ihm.
«Sie erkannte ihren Freund im Auto mit einer jungen Frau»
Und dann der Schock. «Meine Kundin war gerade auf der Autobahn unterwegs. Plötzlich erkannte sie ihren Freund beim Fahren im Auto mit einer jungen Frau auf dem Beifahrersitz.»
Sie konfrontiert ihn, der 32-Jährige verschwindet plötzlich von der Bildfläche. «Die Frau kannte nicht einmal seinen ganzen Namen oder seine Adresse», sagt Steiner. Dafür kontaktiert sie nun den Privatdetektiv – er soll helfen, den Betrüger zu überführen.
«Ich habe alles herausgefunden: Wie er heisst, wo er wohnt – und auch, dass er verheiratet war und ein Kind hatte.» Mit diesen Informationen kann die Bielerin schliesslich Anzeige erstatten. Ob sie ihr Geld je wieder gesehen hat, weiss Steiner nicht.
Betrüger haben es auf Ü40-Frauen abgesehen
Solche Fälle sind selten. Viel häufiger ist laut der Schweizerischen Kriminalprävention der sogenannte Love- oder Romance-Scam im Netz. «Ich erhalte solche Anrufe sicher alle zwei Monate», erzählt auch Detektiv Steiner.
«Bei den Opfern von Liebesbetrug handelt es sich meist um alleinstehende Personen ab zirka 40 Jahren. Mehrheitlich werden Frauen von den Tätern kontaktiert, jedoch nicht ausschliesslich», sagt Carmen Surber von der Kantonspolizei Zürich zu Nau.ch.
Fällt man auf sie herein, ist das Geld meist futsch. «Wenn mich jemand anruft, weil er oder sie einer Person aus dem Internet Geld überwiesen hat, lehne ich meist ab. Dann ist es schon zu spät.» In der Regel seien alle Angaben, die die Opfer von den Täterinnen oder Tätern erhalten, falsch.
«Oft handelt es sich um organisierte Kriminalität. Banden aus Rumänien stecken häufig dahinter. Es ist praktisch unmöglich, etwas über die Täter herauszufinden.»
Der Privatdetektiv warnt deshalb: «Viele sind blind vor Liebe. Aber es ist naiv, solchen Personen Geld zu überweisen.»