Biologe gibt wegen invasiven Arten in der Schweiz Entwarnung

Brendan Bühler
Brendan Bühler

Basel,

Die asiatische Tigermücke hat sich in Zürich eingenistet, und auch ein Kaiman fühlt sich pudelwohl. Ist das Schweizer Ökosystem bedroht?

Tigermücke
Die Asiatische Tigermücke ist 2018 in Zürich-Wollishofen angekommen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Invasive Arten nehmen in der Schweiz zu.
  • Der Wissenschaftler Walter Salzburger gibt Entwarnung.
  • Noch bewegen sich die Neuzugänge im Ökosystem im Rahmen.

Die asiatische Tigermücke erobert Zürich, titelten Schweizer Medien. Das Insekt scheint sich in der Schweiz wohl zu fühlen. Und nun lebt auch ein Kaiman im Hallwilersee. Auch er scheint es dort zu mögen. Was beide vereint: Sie sind invasive Arten.

Also Lebewesen, die gebietsfremd sind und (noch) nicht zum Schweizer Ökosystem gehören. Walter Salzburger von der Universität Basel ist Evolutionsbiologe und forscht unter anderem, wie Tiere sich anpassen.

Invasive ARten
Walter Salzburger ist Professor für Zoologie an der Uni Basel. - zVg

Nau.ch: Leben mehr wilde und exotische Tierarten in der Schweiz?

Walter Salzburger: Dies lässt sich eindeutig beobachten. Und nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen. Ein Beispiel ist etwa die asiatische Tiegermücke oder der Fisch Schwarzmund-Grundel. Für diese Entwicklung gibt es zwei Gründe.

Nau.ch: Welche beiden Gründe sind für die Zunahme ausschlaggebend?

Salzburger: Einerseits sind es die sich verändernden klimatischen Bedingen, also der Klimawandel. Anderseits wurden in den vergangenen Jahren Transportwege ausgebaut. So kann man sagen, dass die Globalisierung invasive Arten mit sich bringt.

Philippinen schicken Müll nach Kanada zurück
Der weltweite Warentransport ist ein Grund für die Ausbreitung von invasiven Arten. - DPA

Nau.ch: Sind diese invasive Arten ein Problem für das Schweizer Ökosystem?

Salzburger: Aus evolutionsbiologischer Sicht kommt es immer wieder vor, dass sich invasive Arten ausbreiten. Etwa, weil die klimatischen Bedingungen nie konstant sind. Vor 18'000 Jahren wurde während der Eiszeit alle heimischen Pflanzen aus der Schweiz verdrängt. Diese sind wieder zurückgekommen. Jedoch ist der menschgemachte Klimawandel bedeutend schneller.

Nau.ch: Kann man eine Prognose machen?

Salzburger: Nicht wirklich. Es gibt unendlich viele unterschiedliche Faktoren. Jedoch lässt sich sagen, dass der menschgemachte Klimawandel den Arten weniger Zeit lässt, sich anzupassen. Theoretisch sterben so Arten, in der ultimativen Konsequenz, aus oder werden verdrängt. Ökosysteme sind aber immer dynamisch, und Organismen passen sich an.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

Landwirt spritzt Pflanzenschutzmittel aufs Feld
37 Interaktionen
Tigermücke
2 Interaktionen

Mehr aus Stadt Basel

Basel
14 Interaktionen
Handschellen
16 Interaktionen