Blindenwerkstatt in Brig VS soll Produkte falsch deklariert haben
Eine Werkstatt in Brig VS steht unter Verdacht, ihre Produkte als von Blinden produziert zu deklarieren, obwohl dort gar keine Blinden arbeiten sollen.
Das Wichtigste in Kürze
- In einer Blindenwerkstatt in Brig VS sollen gar keine Blinden arbeiten.
- Der Blindenbund schweigt zu den Vorwürfen.
- Die Werkstatt versucht derweil, sich zu rechtfertigen.
Lange war die Blindenwerkstatt in Brig VS für ihre «hochwertigen» Produkte bekannt. Die Produkte – Fussmatten, WC-Bürsten, Bademäntel, Frotteetücher, Kerzenständer, Teelichter und Putzutensilien – werden zu eher hohen Preisen verkauft. Gar der Schweizerische Blindenbund ist zu 20 Prozent an der Werkstatt beteiligt.
Nun deckt «Blick» auf: In der Werkstatt arbeiten gar keine Blinden. Nur eine einzige Mitarbeiterin habe eine schwere Sehbehinderung. Die übrigen Personen würden zwar eine Brille tragen, seien aber nicht annähernd derart beeinträchtigt.
Ein Ex-Mitarbeiter bestätigt gar: Er habe bei der Kündigung eine Verschwiegensheitsklausel unterschreiben müssen. «In dieser Werkstatt arbeiten keine Blinden – ich selber habe eine leichte Sehschwäche, aber das ist schon alles», sagt er zur Zeitung.
Der Personalverantwortliche der Firma mit Sitz in Hürtgenwald (D) betreut die Mitarbeiter in Brig. Er rechtfertigt sich, dass auch Menschen ohne schwere Sehbehinderung in Brig Bürsten und Besen herstellen würden. «Das könnte man vielleicht als Etikettenschwindel bezeichnen – aber auch diese Mitarbeiter sind auf die IV angewiesen, weil sie ein körperliches Gebrechen haben. Sollen wir diesen etwa sagen, dass sie bei uns nicht arbeiten dürfen, nur weil sie noch genügend sehen können?»
Der Blindenbund schweigt derweil zu den Vorwürfen.
