BLM-Proteste rücken korrekte Sprache ins Zentrum

Chiara Schlenz
Chiara Schlenz

Zürich,

Schwarze Personen, People of Color, Dunkelhäutige - was ist denn die korrekte Bezeichnung? Eine Aktivistin erläutert die feinen aber signifikanten Unterschiede.

Rassismus
Weltweit wird aufgrund von Rassismus demonstriert, auch in der Schweiz. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Weltweit wird momentan gegen Rassismus demonstriert.
  • Auch über Bezeichnungen, Namen und Begriffe wird rege diskutiert.
  • Eine Aktivistin und Dozentin erläutert, welche Begriffe in Ordnung sind und welche nicht.

Schon seit Wochen ist das Thema Rassismus weltweit wieder ein heisses Eisen. Angefangen beim Tod von George Floyd, über Anti-Rassismus-Demos bis hin zu der altbekannten «Mohrenkopf»Debatte. Insbesondere letztere schlug in der Schweiz abermals hohe Wellen.

Die einen finden den Namen des Gebäcks absolut untragbar, andere fürchten sich vor einem metaphorischen Maulkorb.

Dubler Mohrenkopf
Die Dubler-Mohrenköpfe wurden aus dem Migros-Sortiment gestrichen. - Keystone

Dadurch ausgelöst wird nun nach einem neutralen Begriff für «Menschen mit dunkler Hautfarbe» gesucht. Dieser Begriff charakterisiert Menschen zwar immer noch nach ihrer Hautfarbe, so eine Sprachwissenschaftlerin jüngst zu Nau.ch. Rücke aber in den Vordergrund, dass es sich um Menschen handle.

Wenn man aber Betroffene selbst auf die Frage anspricht, welcher Ausdruck denn korrekt sei, rückt der Ausdruck «People of Color» oder kurz «PoC» ins Zentrum. Was genau hinter dem Ausdruck steckt und inwiefern dieser «besser» als andere Bezeichnungen sein sollte, wissen jedoch die wenigsten.

Was ist der Unterschied zwischen «PoC» und «BPoC»?

Rahel El-Maawi ist Dozentin für Soziokultur und Social Justice Trainerin, sowie Mitglied bei «Bla*Sh», dem Netzwerk Schwarzer Frauen. Mit Nau.ch spricht sie über die Bedeutung der unterschiedlichen Begriffe und warum sich diese immer wieder verändern.

Rahel El-Maawi
Rahel El-Maawi spricht mit Nau.ch über die Bedeutung unserer Sprache. - zVg

«Sprache verändert sich, es kann also auch passieren, dass der Begriff ‹PoC› irgendwann ebenfalls abgelöst wird.» Denn der Ausdruck «PoC» bezeichnete im 16. Jahrhundert beispielsweise auch freigelassene Sklaven. Erst mit der Gründung der US-amerikanischen Black Panther Party erhielt der Begriff positive Bedeutung.

Auch veränderte sich die Bedeutung des Begriffs, so El-Maawi: «Der Ausdruck ‹People of Color› ist ein umfassender Begriff für alle, die aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft Rassismus-Erfahrungen machen.»

«Schwarze Personen differenzieren sich oftmals mit dem Ausdruck ‹Black People of Color›. Denn der Rassismus gegen Personen afrikanischen Herkunft lagert sich anders aus als gegen ‹People of Color›. Deshalb ist es vielen Schwarzen Menschen wichtig, dass sie als Schwarz angesehen werden.» So erklärt El-Maawi den Unterschied zwischen «PoC» und «BPoC».

Schwarz mit einem grossen «S»

Ein wichtiger weiterer Schritt sei auch, Schwarze Personen nicht mehr einfach als «Schwarze» zu bezeichnen. Denn das sei ähnlich, wie bei behinderten Personen, welche man auch nicht als «Behinderte» betiteln sollte.

Rassismus
Anti-Rassismus-Demonstration in der Schweiz. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Des Weiteren möchten Schwarze Personen mit einem grossen «S» im «Schwarz» angeschrieben werden. Es gehe schlussendlich nicht um eine Farbe, sondern um geteilte Rassismuserfahrung, betont El-Maawi. «Der Farbe Schwarz wird in unserer binären Welt meist eine negative Bedeutung zugeschrieben, im Gegensatz zu Weiss. Diese Annahmen wurden mit diesen Bezeichnungen auch auf Menschen übertragen», erklärt die Aktivistin.

Den Ausdruck «Dunkelhäutige» empfindet El-Maawi als kritisch: «Als ‹Dunkelhäutige› sollte man Schwarze Personen eigentlich nicht bezeichnen, da dieser Begriff von einer ‹hellen Norm› ausgeht. Wenn, dann sollte man ‹dunkelhäutig› parallel zu ‹hellhäutig› verwenden. Auch weisse Personen sollten sich bezeichnen, damit der weisse Standard erkannt und benennt wird.»

Man muss auf den Unterschieden beharren

Gänzlich auf eine Unterscheidung zu verzichten, oder «keine Farben sehen können» sei aber auch keine Lösung, so die Aktivistin. «Keine Farbe zu sehen ist zwar lieb gemeint, nützt aber in solchen Situationen nichts.»

Rassismus
Demo gegen Rassismus in Leipzig - AFP/Archiv

Auf die Unterschiede zwischen Schwarzen Personen, «PoC» und weissen Menschen müsse man zurzeit beharren. Denn wenn es diese Unterteilungen nicht mehr gäbe, würde man den Rassismus statistisch auch nicht mehr erkennen können.

Sie sagt zusammenfassend: «Hört zu, wie die Leute über sich selbst sprechen. Oder fragt nach, wenn ihr euch nicht sicher seid. Wenn man einen Fehler macht oder eine Person falsch bezeichnet, sollte man sich entschuldigen und sich die korrekte Bezeichnung merken.»

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