Tod von George Floyd regt auch Rassismus-Debatte in der Schweiz an
Mit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd ist die Rassismus-Debatte weltweit neu entfacht. «People of Color» erklären, was wirklich gegen Rassismus hilft.
Das Wichtigste in Kürze
- Durch den Tod von George Floyd flammt die Rassismus-Debatte wieder auf.
- Ein Verein von «People of Color» erklärt, was gegen Rassismus hilft.
- Auch gesellschaftliche Strukturen müssen sich verändern.
Vor beinahe zwei Wochen kam der Afroamerikaner George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben. Seither wird in den USA landesweit gegen Rassismus und für die «Black Lives Matter»-Bewegung demonstriert.
Zu Beginn der Woche kursierte auf den sozialen Medien der #blackouttuesday. Ein Hashtag um den «People of Color» (PoC) zu gedenken, die durch Polizeigewalt ums Leben gekommen sind. Auch im Zusammenhang mit George Floyd flammen solche Aktionen wieder auf.
Die Diskussion, wie viel solche Aktionen wirklich bringen, entfacht regelmässig. Ist ein Hashtag und ein schwarzes Bild wirklich der richtige Weg, Solidarität gegenüber «People of Color» zu zeigen? Der Verein «Diversum», ein Zusammenschluss von PoC, lobt und kritisiert gleichzeitig die Solidaritäts-Welle.
Der Verein ist für Menschen, welche sich wegen jeglicher Form von Rassismus ausgesetzt sind und sich austauschen möchten.
Solidarität mit George Floyd auch gefährlich
Der Verein empfindet solche Aktionen als guten Weg, seine Betroffenheit auszudrücken. Auch könne es für Betroffene selbst schön sein, die Unterstützung zu spüren.
«Der Zeitpunkt ist aber mehr als ungünstig. Social Media wird als Berichterstattung oder zum Organisieren von Protesten genutzt. Es kann extrem gefährlich sein, wenn zahlreiche wichtige Feeds und Hashtags, wie #blacklivesmatter mit schwarzen Rechtecken überschwemmt werden.»
Es sei zwar eine weitgehend unverfängliche Art der Positionierung, würde aber das Bewusstsein für die Problematik nicht weiter fördern. «Ob diese Art der Positionierung tatsächlich nachhaltig ist, zeigt sich, wenn man sich anschliessend auch mit den eigenen rassistischen Denkmustern auseinandersetzt.»
Was kann man aus Sicht einer «Person of Color» gegen Rassismus tun?
«Es gibt viele Wege um effektiv etwas gegen Rassismus zu tun. Man muss sich aber informieren», so eines der Mitglieder. Der erste und wohl wichtigste Schritt sei, Opfern von Rassismus Gehör zu schenken. «Wir müssen ausserdem akzeptieren, dass wir alle rassistisch sozialisiert worden sind und daher rassistische Dinge tun oder sagen.»
Damit Rassismus effektiv überwunden werden könne, müssen sich Nicht-Rassismusbetroffene mit ihren Privilegien auseinandersetzen und diese wahrnehmen. «So können Sie Rassismusbetroffene besser unterstützen.»
Rassismus könne nicht bewältigt werden, indem man nur die individuelle Diskriminierung einzelner Personen stoppe. «Menschen erfahren strukturellen Rassismus durch Ausgrenzung, Benachteiligung oder Herabsetzung in gesellschaftlich relevanten Einrichtungen. Beispielsweise bei der politischen Beteiligung, wie etwa durch fehlende Repräsentation in politischen Einrichtungen, im Bildungssystem oder auf dem Arbeitsmarkt.»
Struktureller Rassismus müsse politisch angegangen werden.