Brian alias «Carlos» jammert aus dem Knast

Gabriela Battaglia
Gabriela Battaglia

Regensdorf,

Brian K.* alias «Carlos» wurde wegen eines teuren Sondersettings im Jahr 2013 schweizweit bekannt. Jetzt beklagt er sich über sein Haftregime.

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Dieses Bild von Brian - dazumal noch Carlos genannt - ist schweizweit bekannt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Brian K. alias «Carlos» sitzt derzeit im Knast Pöschwies in Regensdorf ZH.
  • In einem langen Artikel kritisiert die «Republik» das strenge Haftregime.
  • Brian K. jammert darin über seinen Knastalltag.

Brian K.* alias «Carlos» ist der bekannteste Jugendstraftäter der Schweiz. National bekannt wurde der heute 24-Jährige wegen eines SRF-Dokumentarfilms im Jahr 2013 über den Zürcher Jugendanwalt Hansueli Gürber.

Darin wurde das Sondersetting für den Intensivtäter gezeigt, das auch Thai-Boxen beinhaltete. Die monatlichen Kosten von 29'000 Franken lösten in der ganzen Schweiz einen Sturm der Entrüstung aus. Das Sondersetting wurde abgebrochen.

Letztes Urteil: Fast 5 Jahre Knast

Seither verbrachte Brian die meiste Zeit hinter Gittern. Im letzten November wurde er unter anderem wegen versuchter schwerer Körperverletzung zu vier Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt.

Rund 30 Vorfälle hinter Gefängnismauern hatte die Staatsanwaltschaft aufgelistet. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, weil Brian rekurrierte.

Kritik in der «Republik»

Seit zwei Jahren sitzt Brian in Untersuchungs- und Sicherheitshaft im Zürcher Knast Pöschwies in Regensdorf. Er werde in der Sicherheitsabteilung streng isoliert, schreibt die «Republik» jetzt in einem langen Artikel.

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Nicht mehr wiederzuerkennen: Brian alias «Carlos» im Knast. - Twitter

Er sei einem «äusserst rigiden» Haftregime ausgesetzt. Die Journalistin konnte den Intensivtäter zweimal im Knast besuchen.

23 Stunden in der Zelle

Dabei schilderte Brian seinen Gefängnisalltag. Von Montag bis Freitag dürfe er eine Stunde lang in den Arrest-Spazierhof, gefesselt an Händen und Füssen. Ausser, es werde ihm wegen «Zwischenfällen» verwehrt. Joggen oder sich sonst wie austoben sei wegen der Fesselung unmöglich.

Die restlichen 23 Stunden des Tags hockt Brian demnach allein in der Zelle. Samstag und Sonntag gebe es keinen Hofgang. Das Fenster lasse sich nicht öffnen, und das Fernsehgerät befinde sich ausserhalb der Zellentüre, in einem Vorraum. Brian könne nur stehend fernsehen, durch ein Gitter hindurch.

Die Handgelenke von Brian seien blau verfärbt, geschwollen, schreibt die «Republik». Die Handschellen hinterliessen rote Abdrücke auf der Haut, so die Journalistin, die das strenge Haftregime kritisiert.

Kilos zugelegt

Brian seinerseits jammert: «Es ist kein menschenwürdiger Zustand, in dem ich mich befinde.» Dann beteuert er: «Man muss es aushalten, ich bin ein gläubiger Mensch.»

Er rappe, höre Musik und schaue Fernsehen. Am liebsten würde Brian aber jeden Tag eine Stunde lang joggen: «Ich könnte so viel an Aggression und Wut abreagieren».

Er versuche, in der Zelle Sport zu machen: Rumpfbeugen, Liegestütze, Schattenboxen. Dann klagt er wieder: Er bekomme zu wenig frische Kleider, um Sport machen zu können. Brian darf im Knast keine eigenen Kleider tragen. «Ich habe zugenommen, das stört mich. Immer allein zu sein, ist schlimm.»

Sein Traum und sein Ziel sei das Boxen. Das helfe gegen Wut und Hass. «Ich möchte nur im Ring kämpfen müssen, auf der ganzen Welt und gegen die stärksten Leute.» Er lese viel, doch er bekomme keine Literatur übers Boxen.

Brian gibt sich kämpferisch: «Sie wollen an meinem Beispiel beweisen, dass es keine Kuscheljustiz gibt.» Doch er gebe nicht auf: «Ich bin nicht das Opferlamm der Justiz, ich bin Brian the Lion.»

Loch als Toilette

Seine Zelle beschreibt er so: Es gebe ein gemauertes Bett, einen kleinen, gemauerten Tisch und einen gemauerten Stuhl. «Ich habe keine Matratze, sondern eine Matte, das Bett ist steinhart.» Zuerst habe er auch kein Kissen gehabt. «Es gibt keine richtige Toilette nur ein Loch», beklagt er sich weiter.

Brian klagt auch über angebliche Sabotage gegen ihn. Das Wasser werde plötzlich abgestellt. Erlaubte Telefonanrufe mit seiner Familie klappten aus fadenscheinigen Gründen nicht oder würden mit Pfeiftönen gestört.

«Beim Essen fehlt meistens die Etikette aus der Küche, so dass ich nicht weiss, ob mir alles gebracht wird.» Sei die Etikette dran, staune er, wie vielfältig das Menü sei: «Da gibt es sogar Joghurt, ein Dessert, manchmal einen Eistee.»

«Hässig» wegen «Spielchen»

Brian will in einen anderen Knast verlegt werden. In der Pöschwies werde er auch von Aufseherinnen betreut, die ihn im Strafverfahren schwer belasten.

«Man kann mich doch nicht den Leuten ausliefern, die mich angezeigt haben», sagt er. «Ich werde provoziert, gehänselt und schikaniert, doch wer glaubt mir schon?» Wenn «die Spielchen» begännen, werde er «hässig».

Er sei in einem Gefängnis, in dem die schlimmsten Verbrecher untergebracht seien. «Mörder, Vergewaltiger, Kinderschänder. Ich habe all dies nicht getan, doch die anderen werden besser behandelt als ich», jammert er weiter.

Keine Isolationshaft

Der Justizvollzug schreibt, es gebe im Kanton Zürich keine Isolationshaft. Brian habe viele soziale Interaktionsmöglichkeiten und nehme diese auch wahr.

Gegenwärtig sei einzig der Kontakt zu anderen Gefangenen unterbunden. «Brian kann Besuche empfangen, mit dem Imam sprechen und regelmässig an Gesprächen mit der Psychiaterin teilnehmen.»

*Name der Redaktion bekannt

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