Der Bund hat mit den Betreibern der Atomkraftwerke Gespräche über eine mögliche längere Betriebsdauer aufgenommen.
akw
64 Prozent der Schweizer lehnen in einer Umfrage eine Abschaltung der AKW bis 2037 ab. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bund diskutiert mit KKW-Betreibern über eine längere Betriebsdauer.
  • Bei einer Laufzeit von 60 Jahren sei man weniger von Importen abhängig.
  • Dies würde mehr Zeit verschaffen für den Aufbau alternativer Energien.
Ad

Der Bund hat mit den Betreibern der Atomkraftwerke Gespräche über eine mögliche längere Betriebsdauer aufgenommen. Mit einer Laufzeit von eher 60 statt 50 Jahren wäre das Land weniger von Importen abhängig und erhielte mehr Zeit für den Aufbau alternativer Energien.

Eine Sprecherin des Bundesamts für Energie (BFE) bestätige der Nachrichtenagentur Keystone-SDA entsprechende Informationen der «NZZ am Sonntag».

Frühzeitige Entscheide

Bei den Gesprächen wolle der Bund die Absichten und Pläne der AKW-Betreiber ausloten. Denn diese beeinflussten wiederum, wie rasch beispielsweise der Ausbau der Wasserkraft und Solarenergie vorangehen müsse.

«Uns interessiert, wie die Planungen der Kernkraftwerkbetreiber aktuell aussehen», sagte die Sprecherin. Ein Betrieb bis 60 Jahre benötige «umfassende Vorarbeiten und frühzeitige unternehmerische Entscheide der Betreiber», sagte sie. So müssten die AKW-Betreiber allenfalls zusätzliche Sicherheitsnachweise liefern und Investitionen tätigen.

In der Schweiz sind nach der Abschaltung des Kernkraftwerks Mühleberg BE 2019 nach 47 Jahren noch vier Kernkraftwerke in Betrieb. Für sie gibt es keine gesetzliche Laufzeitbeschränkung. Sie dürfen so lange laufen, wie sie sicher sind.

Die beiden Anlagen in Beznau AG sind seit 52 respektive 49 Jahren in Betrieb, das Kraftwerk in Gösgen SO läuft seit 42 und jenes in Leibstadt AG seit 37 Jahren.

Längere Betriebsdauer attraktiver

Neue Anlagen dürfen keine gebaut werden, wie das Schweizer Stimmvolk 2017 mit dem Ja zur Energiestrategie 2050 beschloss. Stattdessen sollen der Energieverbrauch sinken, die Energieeffizienz steigen und erneuerbare Energien gefördert werden.

Ob der schrittweise Ersatz des einheimischen Atomstroms mit alternativen Energien jedoch auch bei den saisonalen Schwankungen nahtlos klappt, ist offen. Mit dem Aus eines Rahmenabkommens zwischen der Schweiz und der EU wurde zudem der Import von Strom bei einer möglichen Lücke und damit die Versorgung unsicherer.

Für die Betreiber von Kernkraftanlagen ist zudem mit in den letzten Jahren wieder gestiegenen Preisen an den europäischen Strombörsen eine längere Betriebsdauer wirtschaftlich attraktiver geworden.

Die Idee für eine längere Laufzeit der Atomkraftwerke ist nicht neu. Das Bundesamt für Energie berechnete etwa 2019 Szenarien, die auch von einer Betriebsdauer von 60 Jahren ausgingen. Ein zusammenfassender Bericht über die möglichen Wege für den Atomausstieg vom November 2020 bildete allerdings lediglich die Laufzeiten von 50 Jahren ab.

Keine bestimmte Laufzeit

Berechnungen des Bundes zeigten jedoch, dass die Kernenergie-Laufzeiten im Zeitraum von 2025 bis 2040 eine relevante Rolle bei der Verfügbarkeit inländischer Stromproduktion spielen.

Energieministerin Simonetta Sommaruga sagte Mitte 2019 im Parlament, der Bund strebe für Atomkraftwerke keine bestimmte Laufzeit an. Der Bund plane nicht, wie lange AKW laufen sollten, sagte die Bundesrätin in einer Fragestunde des Nationalrats damals. Die Szenarien des Bundes mit einem Betrieb über 50 und 60 Jahre entsprächen nicht angestrebten Laufzeiten, sondern es handle sich um mögliche Szenarien.

Von Seiten der AKW-Betreiber gab es unterschiedliche Signale. Das Kernkraftwerk Mühleberg stellte den Betrieb 2019 aus wirtschaftlichen Überlegungen ein. Die Beznau-Betreiberin Axpo dagegen hielt bereits vor einiger Zeit fest, dass die Anlage länger laufen soll, solange sie sicher und wirtschaftlich sei. Das Kernkraftwerk Gösgen etwa, an dem der Alpiq-Konzern zu 40 Prozent beteiligt ist und die Geschäftsführung innehat, ging früher ebenfalls von einem Betrieb von mindestens 60 Jahren aus.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Simonetta SommarugaWasserkraftParlamentEnergieAlpiqAxpoNZZEU