China-Päckli weisen wegen Flugtransport schlechte Klimabilanz auf
Die Paketflut aus China, die durch beliebte chinesische Billig-Webshops angetrieben wird, hat für das Klima einen hohen Preis.
Chinesische Billig-Webshops sind bei Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten hoch im Kurs. Doch die Paketflut aus China hat für das Klima einen hohen Preis.
Ein Pullover von Shein, Pantoffeln von Temu oder eine Smartphone-Hülle von Aliexpress. Günstige Onlineshops liefern heute ihre Ware direkt von China zu ihren Kunden in die Schweiz. Das kommt bei der Kundschaft an, auf den Shop-Plattformen wird fleissig bestellt.
Gemäss Schätzungen des Beratungsunternehmens Carpathia machen die drei Shops in der Schweiz fast eine Milliarde Franken Umsatz. Spitzenreiter ist Aliexpress (390 Millionen Franken), vor Temu (350 Millionen) und Shein (220 Millionen). Tendenz steigend.
Zahl der Pakete aus Asien, vor allem China, in der Schweiz stark gestiegen
«Die Anzahl Pakete aus Asien und insbesondere aus China hat stark zugenommen», erklärt Tabea Rüdin, Sprecherin vom Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG). Genaue Zahlen zu den Online-Importen werden nicht erfasst. Laut Schätzungen des Handelsverbands Swiss dürften dieses Jahr rund 15 Millionen Kleinpakete aus China bei Schweizer Kunden landen.
«Der allergrösste Teil dieser Klein- und Kleinstsendungen gelangt gemäss unserer Erfahrung über den Luftverkehr in die Schweiz», erklärt Rüdin weiter. Hier liegt das Problem. Kommt ein Paket mit dem Flugzeug in die Schweiz, ist die Klimabilanz viel schlechter als bei der Seefracht.
Zahlen liefert eine Untersuchung von ESU-Services, einem auf Umweltthemen spezialisierten Beratungsunternehmen. Dieses hat verschiedene Szenarien für den Online- und den stationären Handel analysiert. Mal kommt die Ware per Schiff, mal mit dem Flugzeug. Fazit: Entscheidend ist nicht die Art des Handelsbetriebs, sondern die Herstellung des Produkts und wie es in die Schweiz gelangt.
CO2-Fussabdruck bei Luftfracht bis zu 2,5 Mal höher
Wird ein T-Shit statt mit dem Schiff mit dem Flugzeug von China nach Europa verschickt, dann ist der CO2-Fussabdruck laut der Analyse rund 2,5 Mal höher. Bei einem Laptop ist die Differenz weniger hoch, da während der Produktion höhere Treibhausgasemissionen anfallen als bei einem T-Shirt. Trotzdem ist hier die Klimabilanz fast ein Drittel schlechter, wenn das Notebook mit dem Flugzeug statt dem Schiff importiert wird.
Grosse Onlinehändler wie Digitec, Brack.ch oder Zalando sind anders organisiert als die Billiganbieter. Sie beliefern ihre Kunde aus europäischen Verteilzentren. Auf Anfrage erklären alle, dass sie ihre Ware aus Fernost hauptsächlich via Schiff importieren. Man könne jedoch nicht ausschliessen, dass einige Lieferanten Produkte einfliegen lassen, heisst es.
Die günstigen Onlineshops hingegen beliefern den Kunden direkt aus Fernost. Ein Temu-Sprecher argumentiert, dass sich ohne Zwischenhandel und durch die effiziente Ausnutzung von Laderaum in Flugzeugen CO2-Emissionen einsparen lassen. Eine Shein-Sprecherin ergänzt, dass ihr «bedarfsorientiertes Produktionsmodell Abfall erheblich reduziert». Der Aliexpress-Mutterkonzern Alibaba liess die Anfrage von der Nachrichtenagentur AWP unbeantwortet.
CO2-Emissionen im Handel
Bei Online- und Detailhändlern entstehen die meisten CO2-Emissionen nicht im Betrieb der eigenen Räumlichkeiten, sondern entlang der sogenannten vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette. Die zwei gewichtigsten Faktoren hier sind die Herstellung der Produkte und der Transport.
Wie viele Emissionen dabei entstehen, zeigt sich in den Nachhaltigkeitsberichten. Von den drei grossen chinesischen Billighändlern veröffentlichen nur Alibaba und Shein einen solchen, wobei nur Shein die CO2-Emissionen aus dem Transport angibt. Bei Shein machen die Transportemissionen rund ein Drittel des Treibhausgasaustosses aus. Zum Vergleich: Beim Online-Giganten Zalando macht der Transport nur 6,5 Prozent der ganzen Klimabilanz aus.
Shein verursacht mehr CO2-Emissionen als Zalando
Die hohen Emissionen aus dem Transport fallen ins Gewicht. Pro Milliarde US-Dollar Umsatz verursacht Shein 0,5 Millionen Tonnen CO2. Beim Konkurrenten Zalando sind es 0,4 Tonnen. Tatsächlich dürfte der Abstand grösser sein, da die von Zalando veröffentlichte Klimabilanz detailierter ist als jene von Shein.
Immerhin sind sich fast alle einig, dass die CO2-Emissionen gesenkt werden müssen: Alibaba und Shein haben sich wie viele europäische Konzerne Klimaschutzziele gesetzt. Sie haben sich dazu verpflichtet, ihren Treibhausgasausstoss bis 2050 unter dem Strich auf null zu bringen. Von den Billigheimern hat nur Temu keine Klimaschutzziele.