Claude Longchamp: Das sind die Stärken und Schwächen der Demokratie
In einer sechsteiligen Serie erklärt Politologe Claude Longchamp die stärksten und schwächsten Eigenschaften der Schweizer Demokratie. Hier ein Überblick.
Das Wichtigste in Kürze
- Politik-Experte Claude Longchamp analysiert die Schweizer Demokratie.
- In einer sechsteiligen Serie klärte der Politologe über die Stärken und Schwächen auf.
- Hier folgt die Zusammenfassung aller Stärken und Schwächen.
Politiker und Wähler betonen gerne, wie stark die Schweizer Demokratie sei. Gerade in der jüngsten Krise beim Nachbarn Österreich wurde unser politisches System von vielen Seiten gelobt. Doch auch die Schweizer Demokratie hat ihre Schwächen.
Politologe Claude Longchamp analysierte in seiner sechsteiligen Serie die Stärken und Schwächen. Vom gefächerten Parteienagebot bis zur fehlenden politischen Teilnahme junger Menschen werden hier die wichtigen Punkte zusammen gefasst.
Schweizer Demokratie: Die Stärken
Auch wenn sich Parteien wie SVP und SP regelmässig die Köpfe einschlagen, so herrscht in der Schweiz eine friedliche Konfliktregelung. Der Bundesrat ist ein Kollektiv, das verschieden ausgerichtete politische Parteien zur gemeinsamen Kooperation miteinbezieht.
Integriert unser Parlament keine breite Mitte, drohen Gewerkschaften oder Umweltorganisationen schnell mit dem Referendum. Angesagt ist nicht mehr die Durchsetzung der Macht mit Gewalt, sondern eine friedliche Konfliktlösung.
Eine weitere Stärke ist das grosse Partizipationsangebot. Wahlen gibt es zwar fast in allen Ländern, ausgebaute Volksabstimmungen fast nirgends. Die Schweiz wird von Aussen gelobt für die vielen Beteiligungsangebote wie Interessensorganisationen oder Vereine.
Und nicht zuletzt gehört auch das gefächerte Parteienangebot zu den Stärken der Schweizer Demokratie. Zwar sind Demokratielehrer in den USA überzeugt, zwei Parteien würden für eine Demokratie reichen. Doch die vielen Parteien in der Schweiz decken das ganze politische Spektrum ab.
Schweizer Demokratie: Die Schwächen
Zwar gehörte es früher zu den Stärken, mittlerweile schwächt das Milizsystem jedoch unser System. Nicht Berufspolitiker sollen das Volk vertreten, sondern BürgerInnen, die Politik im Nebenamt betreiben. So lautet jedenfalls das Wunschbild vieler.
In der Realität braucht gar ein Amt in der Gemeindebehörde viel Zeit und Geduld. Medien wollen alles und es sofort wissen. Das führt dazu, dass sich immer weniger freiwillig engagieren.
Eine weitere Schwäche ist das Geld. Besser gesagt das Geld, mit welcher Parteien ihre Wahlen und Abstimmungen voran treiben. Die Schweizer Demokratie sei europaweit die einzige ohne minimale Anforderungen an die Transparenz der Parteienfinanzierung. Sagt jedenfalls Transparency International.
Geschwächt wird unsere Demokratie letztendlich auch durch die jungen Erwachsenen. Dass diese weniger an Abstimmungen und Wahlen teilnehmen, wird häufig beklagt. Doch die Abstinenz der Jungen hat vor allem mit der Alterung der Gesellschaft und Zusammensetzung der SchweizerInnen zu tun.
Stimmrechtsalter 16 oder erleichterte Einbürgerung für die zweite Generation von AusländerInnen würde ein Gegengewicht zur Alterung unserer Gesellschaft schaffen.