Coop und Migros verkaufen Kundendaten
Coop verkauft Kundendaten, damit Partner personalisierte Werbung auf Youtube oder Instagram schalten können. Die Migros tut dies nur für ihre eigenen Webseiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Coop und Migros verkaufen ihre durch Loyalitätsprogramme gesammelten Kundendaten.
- Die Migros erlaubt damit Partnern, auf den Migros-Webseiten gezielte Werbung zu schalten.
- Durch Coop-Daten ist auch personalisierte Werbung auf Webseiten Dritter möglich.
«Händ Sie d Cumulus-Charte?» Mit ihren Loyalitätsprogrammen Cumulus- und Supercard sammeln Migros und Coop bei jedem Einkauf eine Unmenge an Daten. Damit verstehen sie einerseits ihre Kundschaft besser, andererseits können sie damit Geld machen.
So verkauft die Migros Werbeplätze auf ihren eigenen Online-Portalen, beispielsweise Migros Online. Sie stellt basierend auf den Cumulus-Daten Zielgruppen zusammen, damit die Werbekunden ihre Zielgruppen besser ansprechen können. So wird einem Kunden, der oft Lindt-Schokolade kauft, eher Lindt-Werbung angezeigt, wenn er eingeloggt auf Migros-Webseiten unterwegs ist. Das Unternehmen betont gegenüber «NZZ», dass der Datenschutz stets gewahrt werde.
Coop geht noch etwas weiter als sein Konkurrent: Der Detailhändler hat eine zentrale Daten-Management-Plattform aufgebaut. Hier werden alle Daten der Kunden aus allen Coop-Bereichen zusammengeführt und Zielgruppen gebildet. Und diese werden dann an Werbekunden verkauft.
So können diese gezielt ihr richtiges Publikum ansprechen – und zwar auch ausserhalb von Coop-Webseiten. Kauft eine über 60-jährige Kundin beispielsweise Hautcreme, sieht sie bald auf Instagram oder Youtube Werbung für Hautcreme für über 60-Jährige.
Auch Coop betont, dass der Datenschutz gewährleistet sei. Denn die Werbepartner erhielten bloss einen anonymisierte ID. Damit lassen sich Rückschlüsse auf die Zielgruppe ziehen, nicht aber auf Einzelpersonen. Individuelle Kundendaten gebe Coop nicht an Dritte weiter, so eine Sprecherin gegenüber «NZZ».
Migros macht mit Cumulus-Daten personalisierte Empfehlungen
Das Geschäft mit personalisierter Werbung wächst weltweit. Einer der beiden Grossverteiler sagt aber, man benutze die Kundendaten nur zu zwei Prozent für Werbekampagnen mit Geschäftspartnern. Zu 98 Prozent würden sie für eigene Kampagnen verwendet.
Die Migros nutzt die Kundendaten, um personalisierte Angebote zu machen. Beispielsweise über die Coupons in der App oder auf dem Kassenbon. Diese basieren auf dem Warenkorb und der Einkaufs-Geschichte eines Kunden, erklärt Alisha Fateh, die das Cumulus-Programm leitet. «Wenn wir sehen, dass eine Kundin oft Zitronen kauft, machen wir ab und zu ein Angebot auf Zitronen.»
Das persönliche Einkaufsverhalten wird auch mit jenem ähnlicher Kunden verglichen. Basierend darauf werden dann Empfehlungen für Produkte, «die die Kunden mal ausprobieren könnten», gemacht. Und auch auf der Einkaufs-Geschichte werden neue Produkte vorgeschlagen. So erhalten Kunden, die oft glutenfreie Produkte kaufen, aktuell Rabatt-Coupons für glutenfreie Weihnachtsguetsli.
Für die Kundinnen und Kunden lohnen sich die Loyalitätsprogramme auch finanziell: So verteilt Migros jährlich an die 3,1 Millionen Cumulus-Karten-Besitze blaue Bons im Gegenwert von 280 Millionen Franken.